Blauer Schriftzug 'INFORMATION' auf weißem Hintergrund mit bläulicher Schattierung. Darüber eine Lupe.

Desinformation ist eine koordinierte oder absichtliche Maßnahme, bei der wissentlich Fehlinformationen – das heißt falsche Informationen – verbreitet werden, um Geld, Macht oder Ansehen zu erlangen. Während sich die meisten Forschungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit auf Fehlinformationen konzentriert haben, kann Desinformation besonders schädliche direkte und indirekte Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben, darunter einen wachsenden Einfluss auf die Gesundheitspolitik und das Ansehen von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Institutionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Diese Übersicht konzentriert sich auf die Rolle von Desinformation zum Zwecke der Gewinnerzielung bei multinationalen Unternehmen, auf wissenschaftsfeindliche Politik und darauf, wie und warum Desinformation zunimmt. Außerdem werden Ansätze zur Bekämpfung von Desinformation im Bereich der öffentlichen Gesundheit und Sozialpolitik untersucht, darunter eine stärkere Fokussierung auf die Natur und die Macht des Framings, Strategien zum »Prebunking« vorhersehbarer Narrative sowie Denormalisierung und Gegenmarketing.

Ein Konferenzraum während einer Präsentation mit dem Titel 'NordAN Conference 2025' in Riga, Lettland. Im Vordergrund sitzt eine fünfköpfige Gruppe an einem Podiumstisch, während das Publikum an langen Tafeln Platz genommen hat. Drei große Bildschirme zeigen die Präsentation. Eine markante, spiegelnde Deckenkonstruktion reflektiert die Szene darunter.
Foto: Per-Olof Svensson

Die Konferenz des Nordic Alcohol and Drug Policy Network (NordAN) im November 2025 in Riga fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Alkoholpolitik und Drogenpolitik in Nord- und Osteuropa unter sichtbarem Druck steht. Lettland befindet sich mitten in einem bedeutenden Wandel seiner Alkoholpolitik, während die gesamte Region mit kriegsbedingten Belastungen, einer Krise im Bereich der psychischen Gesundheit, wirtschaftlicher Unsicherheit und schrumpfenden Präventionsbudgets konfrontiert ist.

Porträt von Fredric Schulz, Bundesvorsitzender der Guttempler, neben seinem Zitat am 16.11.25 in der Westfalenpost: Dahinter steht offenbar eine grenzenlose Ahnungslosigkeit davon, was Alkohol gesellschaftlich und individuell anrichtet. Es kann doch nicht sein, dass Politiker*innen nicht wissen, dass Alkoholkonsum jedes Jahr 40.000 Menschen das Leben kostet.

Die Ernennung des SPD-Politikers Dirk Wiese zum »Genussbotschafter« der Spirituosenindustrie sehen die Guttempler*innen als besorgniserregendes Zeichen dafür, dass sich Teile der Politik der realen Tragweite des Alkoholkonsums nicht bewusst sind. Fredric Schulz, Bundesvorsitzender der Guttempler*innen, kritisiert, dass Politiker*innen der Alkoholindustrie mit solchen Ehrenämtern ein gesellschaftliches Gütesiegel verleihen, während sie die massiven Schäden, die Alkohol Jahr für Jahr anrichtet, ausblenden.

Ein bärtiger Mann im Anzug hält einen stark verformten Globus in seinen Händen. Das Bild ist in dunklen Goldtönen gehalten.

Sinkende Umsätze, ein steigendes Gesundheitsbewusstsein und ein wachsendes Bewusstsein für die Schäden durch Alkohol offenbaren tiefgreifende Mängel im Geschäftsmodell der großen Konzerne der Alkoholindustrie, deren Gewinne zu einem großen Teil vom starken und risikoreichen Alkoholkonsum abhängen. Multinationale Giganten der Alkoholindustrie wie Diageo und Pernod Ricard sehen sich mit starken Gewinneinbußen, negativen Reaktionen von Investor*innen und einem schwindenden Vertrauen des Marktes konfrontiert, da sich die Verbraucher*innen zunehmend vom Alkohol abwenden.

Die Alkoholindustrie reagiert auf diese Krise mit aggressivem Marketing, Lobbyarbeit und Expansion in Entwicklungsländer, in denen es weniger alkoholpolitischen Schutz für Menschen und Gemeinschaften gibt.