Blick über Konferenzteilnehmer*innen hinweg aufs Podium im Konferenzsaal.
Die 62. DHS-Fachkonferenz SUCHT zum Thema »Sucht und soziales Umfeld« fand vom 13. bis 15. November 2023 in Berlin-Adlershof statt.

Mit dem Thema »Sucht und soziales Umfeld« stieß die 62. DHS-Fachkonferenz SUCHT auf sehr großes Interesse. Bereits Wochen im Voraus war die Veranstaltung ausgebucht. Rund 215 Teilnehmer*innen und 50 Referent*innen nahmen vom 13. bis 15. November 2023 in Berlin in Fachvorträgen und Foren aktuelle themenbezogene Problemlagen in den Blick. Es wurden Lösungsansätze diskutiert und Zukunftsperspektiven für die Suchthilfe und Suchtselbsthilfe aufgezeigt.

Es wurde deutlich: »Niemand konsumiert für sich allein.« Problematischer Substanzkonsum und Abhängigkeitserkrankungen wirken sich auch auf andere aus: in der Familie, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis oder im Straßenverkehr und bei Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig beeinflusst der soziale Kontext die Entstehung und Bewältigung von Substanzkonsumstörungen und Verhaltenssüchten.

Wer benachteiligt ist, wird durch Konsum ungleich stärker benachteiligt!«

»Konsum wirkt sich je nach sozialen Faktoren unterschiedlich aus: Wer benachteiligt ist, wird durch Konsum ungleich stärker benachteiligt!« Darauf wies Prof. Dr. Ulrich Frischknecht von der Katholischen Hochschule NRW in Köln am ersten Tag der DHS-Fachkonferenz Sucht 2023 hin. Unter dem Titel »›Bio-psycho-sozial‹ oder besser: ›sozial-psycho-bio‹ – was wird Sucht gerechter?« führte er kenntnisreich in die komplexe Thematik ein.

Den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Sucht stellte Prof. Dr. Katrin Liel anschaulich dar. Einsamkeit sei ein Gesundheitsrisiko, erklärte die Wissenschaftlerin von der Hochschule Landshut. In ihrem Vortrag warf sie die Frage auf, welche Angebote das Suchthilfesystem (älteren) Menschen mit chronischer Einsamkeit zur Verfügung stellen kann und wie darüber hinaus Menschen, die Substanzen konsumieren, erreicht werden können, um ihre Einsamkeit zu überwinden. Sie stellte verschiedene Maßnahmen gegen die »Einsamkeitspandemie« vor und rief dazu auf, in soziale Interaktionen zu investieren.

In insgesamt zwölf Foren wurde am zweiten Veranstaltungstag das Thema »Sucht und soziales Umfeld« in seiner ganzen Breite entfaltet und vertieft.

Suchtselbsthilfe bleibt hilfreich

Im Forum »Suchtselbsthilfe – am Ende hilfreich« wurde lebhaft über die Herausforderungen und Chancen der Teilnehmer- und Mitgliedergewinnung in der Suchtselbsthilfe diskutiert. Darüber hinaus wurde thematisiert, was professionelle Suchthilfe und Suchtselbsthilfe in ihrer Zusammenarbeit benötigen, um möglichst vielen Betroffenen helfen zu können.

Jürgen Naundorff (Blaues Kreuz) und Maik Dünnbier (Movendi) im Forum Suchtselbsthilfe.
Jürgen Naundorff (Blaues Kreuz) und Maik Dünnbier (Movendi) im Forum Suchtselbsthilfe.

Aktuelle Beispiele von Sober-Bewegungen und Selbsthilfeaktivitäten zeigen, dass das Streben nach Gesundheit eine Motivation für die Suchtselbsthilfe sein kann. »Gesundheit« im Sinne von Suchtfreiheit und damit mehr Freude, Lebenslust und Freiheit ist ein positiver Aspekt. Aus dieser Perspektive versteht sich die Selbsthilfe als Gesundheitsförderin. Fazit des Forums war: »Sucht-Selbsthilfe bleibt hilfreich durch zeitgemäße Ansprache in starken Netzwerken mit den Schwerpunkten Gemeinschaftserleben, Informationsvermittlung und Gesundheitsförderung.«

Eine Podiumsdiskussion zum Thema »(Mit)Betroffenheit, Konsum- und Suchtförderndes Verhalten in unserer Gesellschaft« bildete nach weiteren Hauptvorträgen im Plenum den inhaltlichen Abschluss der 62. DHS-Fachkonferenz SUCHT am dritten Veranstaltungstag. Unter der Moderation von Andrea Hardeling (Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e. V., Potsdam) diskutierten Stefanie Bötsch, Suchthilfezentrum Maintal und Inhaberin des Podcasts »Psychoaktiv – Der Drogen und Alkohol Podcast«, Eva Biringer, Journalistin und Buchautorin, Dr. Mignon Drenckberg, Caritasverband der Erzdiözese München Freising e. V., Prof. Dr. Knut Tielken, Fachreferent für Suchtprävention und Suchtforschung, Prof. Dr. Knut Tielking, Hochschule Emden/Leer und Oliver Ziegenbalg, Drehbuchautor des Kinofilms »One for the road«, der den Umgang mit Alkohol thematisiert (Kinostart: 26. Oktober 2023).

2024

DHS-Fachkonferenz SUCHT

28. – 30. Oktober 2024 in Essen

Die 62. DHS-Fachkonferenz SUCHT 2023 wird finanziell gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit und die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, Berlin. Die DHS-Fachkonferenz SUCHT 2024 wird voraussichtlich vom 28. bis 30. Oktober 2024 in Essen stattfinden.

Quelle: DHS