In ihrer sechsten Evidenz-Zusammenfassung hebt die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Alkohol als eine der wichtigsten vermeidbaren Ursachen für Krebs hervor. Trotz wachsender Besorgnis im Bereich der öffentlichen Gesundheit nimmt der Alkoholkonsum in mehreren Regionen der Welt weiter zu, darunter Amerika, der westliche Pazifikraum, Subsahara-Afrika und Südostasien. Der Konsum ist derzeit in Europa am höchsten, wo das Bewusstsein nach wie vor gering ist: Weniger als die Hälfte der Menschen weiß, dass Alkohol Krebs verursachen kann.
In dieser Zusammenfassung der Beweislage fassen Wissenschaftler*innen der IARC wichtige Erkenntnisse über die weltweite Belastung durch alkoholbedingte Krebserkrankungen, deren wirtschaftliche Auswirkungen und wirksame Maßnahmen zur Verringerung dieser Belastung zusammen. Darüber hinaus enthält die Zusammenfassung einen klaren Aufruf zu politischem Handeln.
Entscheidende Beweise
Der Alkoholkonsum ist ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit, unter anderem aufgrund seiner nachgewiesenen Rolle bei der Erhöhung des Krebsrisikos. Im Jahr 1988 stufte das IARC-Monographienprogramm alkoholische Getränke als krebserregend für den Menschen ein (Gruppe 1).
Alkoholkonsum ist eine Ursache für mehr als 200 Krankheiten und Verletzungen, darunter auch Krebs«, so Dr. Harriet Rumgay, Wissenschaftler*in in der Abteilung für Krebsüberwachung bei der IARC. »Eine Reduzierung des Alkoholkonsums senkt das Krebsrisiko.«
Es gibt keine Alkoholmenge, deren Konsum völlig risikofrei ist.«
Dr. Harriet Rumgay, IARC
Globale Belastung durch Krebserkrankungen aufgrund von Alkoholkonsum und deren wirtschaftliche Kosten
Im Jahr 2020 wurde der Alkoholkonsum weltweit mit 741.000 neuen Krebsfällen in Verbindung gebracht, was etwa 4 % aller neuen Krebsdiagnosen entspricht. Mehr als drei Viertel (78 %) dieser Krebsfälle betrafen Männer.
Die Krebsarten mit den meisten Fällen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum waren Speiseröhrenkrebs (190.000 Fälle), Leberkrebs (155.000 Fälle) und Brustkrebs bei Frauen (98.000 Fälle).
Der Anteil der durch Alkohol verursachten Krebserkrankungen war bei Männern in Regionen wie Ostasien (9 %) und Mittel- und Osteuropa (8 %) am höchsten, bei Frauen in Mittel- und Osteuropa (3 %), Australien und Neuseeland (3 %) sowie Westeuropa (3 %). Der Anteil alkoholbedingter Krebserkrankungen war sowohl bei Männern als auch bei Frauen in Nordafrika und Westasien am niedrigsten (< 1 %).
Was den Alkoholkonsum angeht, so machten »riskanter« Alkoholkonsum (2 &8210; 6 alkoholische Getränke pro Tag) und »starker« Alkoholkonsum (> 6 alkoholische Getränke pro Tag) den Großteil der Fälle aus, aber selbst »moderater« Alkoholkonsum (< 2 alkoholische Getränke pro Tag) verursachte im Jahr 2020 weltweit mehr als 100.000 neue Krebsfälle.
Wirtschaftlich gesehen beliefen sich die durch Alkohol verursachten Krebstodesfälle im Jahr 2018 in Europa (Europäische Union plus Island, Norwegen, Schweiz und Vereinigtes Königreich) auf geschätzte 4,6 Milliarden Euro an Produktivitätsverlusten. Dies dürfte jedoch eine Unterschätzung der tatsächlichen Kosten sein, die höher ausfallen würden, wenn Faktoren wie Verluste durch unbezahlte Arbeit und Gesundheitsausgaben berücksichtigt würden.
Alkoholreduktion zur Krebsprävention und Wirksamkeit von Maßnahmen

Im Jahr 2023 hat eine von der IARC einberufene Gruppe von Expert*innen die verfügbaren Erkenntnisse überprüft und bewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass eine Reduzierung oder Einstellung des Alkoholkonsums das Risiko für Mundhöhlenkrebs und Speiseröhrenkrebs senkt; das Risiko nimmt mit der Dauer der Abstinenz ab. Die Vorteile für andere alkoholbedingte Krebsarten sind weniger eindeutig.
Im Jahr 2024 bewertete eine weitere von der IARC einberufene Gruppe von Expert*innen die verfügbaren Erkenntnisse zur Wirksamkeit ausgewählter Maßnahmen der Alkoholpolitik zur Senkung des Alkoholkonsums in der Bevölkerung. Die Expert*innen kamen zu dem Schluss, dass die folgenden Maßnahmen wirksam waren:
- Maßnahmen, die Steuern erhöhen, Mindestpreise festlegen oder das gesetzliche Mindestalter für den Kauf oder Konsum von Alkohol anheben;
- Maßnahmen, die die Dichte der Alkoholverkaufsstellen oder die Verkaufstage oder ‑zeiten reduzieren;
- strenge Verbote für die Vermarktung von Alkohol;
- vollständiges Verbot des Alkoholverkaufs;
- staatliche Alkoholmonopole oder andere koordinierte multiple Interventionen in der Alkoholpolitik.
Eine aktuelle Modellstudie in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern*innen der IARC hat gezeigt, dass eine Verdopplung der Alkoholsteuer im Jahr 2019 in Europa 6 % der neuen alkoholbedingten Krebsfälle und Todesfälle hätte verhindern können. Der größte potenzielle Nutzen wurde bei Brustkrebs bei Frauen und Darmkrebs festgestellt.
Angesichts der allgemein niedrigen Alkoholsteuern in vielen Ländern Europas stellt die Erhöhung der Verbrauchsteuern eine beträchtliche und bislang unzureichend genutzte Möglichkeit dar, den Alkoholkonsum einzudämmen und letztlich die durch alkoholische Getränke verursachte Krebsbelastung zu verringern.
Alkoholpolitik, die Steuern oder Preise erhöht, die Verfügbarkeit verringert oder die Vermarktung einschränkt, ist wirksam, um den Alkoholkonsum zu reduzieren«, so Dr. Daniela Mariosa, Wissenschaftlerin in der Abteilung für Evidenzsynthese und ‑klassifizierung bei der IARC.
Aufruf zum Handeln
Auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse hebt dieser Evidenzüberblick die wichtigsten Ergebnisse der von der IARC geleiteten Forschung hervor und fordert dringende Maßnahmen von Regierungen, Zivilgesellschaft und Gesundheitsfachkräften. Er betont die Notwendigkeit evidenzbasierter Alkoholpolitiken wie Besteuerung und Beschränkungen hinsichtlich Preisgestaltung, Verfügbarkeit und Vermarktung, um den Konsum einzudämmen.
Es ist von entscheidender Bedeutung, das Bewusstsein für die Krebsrisiken von Alkohol und die Tatsache zu schärfen, dass kein Alkoholkonsum unbedenklich ist«, betont Dr. Béatrice Lauby-Secretan, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Evidenzsynthese und ‑klassifizierung bei der IARC.
Jede*r Einzelne hat eine Rolle dabei zu spielen, die aktuellen Normen und Werte im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum zu ändern.«
Dr. Béatrice Lauby-Secretan, IARC
IARC: Alkoholpolitik senkt den Konsum wirksam
Eine Arbeitsgruppe internationaler Expert*innen wurde von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) einberufen, um alle verfügbaren Erkenntnisse zur Wirksamkeit ausgewählter alkoholpolitischer Maßnahmen zur Verringerung des Alkoholkonsums in der Bevölkerung zu überprüfen und zu bewerten. Obwohl alkoholische Getränke bereits vor Jahrzehnten als krebserregend für den Menschen (Gruppe 1) eingestuft wurden, gab es bisher keine derartige Bewertung.
Wenn ich meinen Alkoholkonsum reduziere oder beende: Senkt das mein Krebsrisiko?
Weltweit waren im Jahr 2020 schätzungsweise 741.300 neue Krebsfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Dies entspricht 4,1 % aller neuen Krebsfälle, 6,1 % bei Männern und 2,0 % bei Frauen.
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Quelle: Medienmitteilung IARC
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