Einzelner Tropfen hängt aus einer Flaschenöffnung.

Die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Risiken und Schäden wurden im Laufe der Jahre systematisch evaluiert und sind gut dokumentiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in der Zeitschrift »The Lancet Public Health« eine Erklärung veröffentlicht: Es gibt keine sichere Menge Alkohol, die die Gesundheit nicht beeinträchtigt.

Autor*innen: Benjamin O Anderson, Nino Berdzuli, Andre Ilbawi, Dévora Kestel, Hans P Kluge, Rüdiger Krech, Bente Mikkelsen, Maria Neufeld (E-Mail: ), Vladimir Poznyak, Dag Rekve, Slim Slama, Juan Tello, Carina Ferreira-Borges.

Zitierung: Anderson BO, Berdzuli N, Ilbawi A, Kestel D, Kluge HP, Krech R, Mikkelsen B, Neufeld M, Poznyak V, Rekve D, Slama S, Tello J, Ferreira-Borges C. Health and cancer risks associated with low levels of alcohol consumption. Lancet Public Health. 2023 Jan;8(1):e6-e7. doi: 10.1016/S2468-2667(22)00317-6. PMID: 36603913.

Quelle: The Lancet Public Health

Datum der Veröffentlichung: 1. Januar 2023

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Gesundheits- und Krebsrisiken bei geringem Alkoholkonsum

Der Alkohol schadet, nicht das Getränk

Ethanol (Alkohol) verursacht Krebs durch biologische Mechanismen, da die Verbindung im Körper abgebaut wird, was bedeutet, dass jedes alkoholische Getränk, unabhängig von Preis und Qualität, ein Krebsrisiko birgt.

Krebs-Risiko

Alkohol und Tabak werden als höchste Krebs­risiko­gruppe eingestuft

Alkohol ist eine giftige, psychoaktive und abhängig machende Substanz, die schon vor Jahrzehnten von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als Karzinogen der Gruppe 1 eingestuft wurde — das ist die höchste Risikogruppe, zu der auch Asbest, Strahlung und Tabak gehören.

Alkohol verursacht mindestens sieben Krebsarten, darunter die häufigsten Krebsarten, wie Darmkrebs und Brustkrebs bei Frauen.

Das Risiko, an Krebs zu erkranken, steigt mit der Menge des konsumierten Alkohols deutlich an. Die neuesten verfügbaren Daten zeigen jedoch, dass die Hälfte aller alkoholbedingten Krebsfälle in der Europäischen Region der WHO auf »leichten« und »moderaten« Alkoholkonsum zurückzuführen ist – weniger als 1,5 Liter Wein, weniger als 3,5 Liter Bier oder weniger als 450 ml Spirituosen pro Woche. Dieses Alkoholkonsummuster ist für die Mehrzahl der alkoholbedingten Brustkrebsfälle bei Frauen verantwortlich, wobei die höchste Rate in den Ländern der Europäischen Union (EU) zu verzeichnen ist. Krebs ist die häufigste Todesursache in der EU – mit stetig steigender Inzidenzrate – und die meisten alkoholbedingten Todesfälle sind auf verschiedene Krebsarten zurückzuführen.

Risiken beginnen mit dem ersten Tropfen

Um ein »;sicheres« Maß an Alkoholkonsum zu bestimmen, müsste es stichhaltige wissenschaftliche Beweise dafür geben, dass bis zu einem bestimmten Niveau kein Krankheits- oder Verletzungsrisiko im Zusammenhang mit Alkoholkonsum besteht.

In der neuen WHO-Erklärung wird klargestellt, dass es nach dem derzeitigen Kenntnisstand keinen Schwellenwert gibt, ab dem die krebserregende Wirkung von Alkohol im menschlichen Körper »anspringt« und sich manifestiert.

Darüber hinaus gibt es keine Studien, die belegen, dass die potenziellen positiven Auswirkungen eines leichten bis mäßigen Alkoholkonsums auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes das mit demselben Alkoholkonsum verbundene Krebsrisiko für die einzelnen Verbraucher*innen überwiegen.

Wir können nicht von einem so genannten sicheren Alkoholkonsumniveau sprechen«, sagt Dr. Carina Ferreira-Borges, Leiterin der Abteilung Management nichtübertragbarer Krankheiten und Regionalbeauftragte für Alkohol und illegale Drogen beim WHO-Regionalbüro für Europa, in einer Pressemitteilung der WHO.
»Es spielt keine Rolle, wie viel man trinkt – das Gesundheitsrisiko beginnt mit dem ersten Tropfen eines alkoholischen Getränks. Das Einzige, was wir mit Sicherheit sagen können, ist: Je mehr man trinkt, desto schädlicher ist es.«

Dennoch ist die Frage nach den positiven Auswirkungen von Alkohol in der Forschung seit Jahren umstritten.

Mögliche schützende Wirkungen des Alkoholkonsums, die in einigen Studien vermutet werden, hängen eng mit den gewählten Vergleichsgruppen und den verwendeten statistischen Methoden zusammen und lassen möglicherweise andere relevante Faktoren außer Acht«, erklärt Dr. Jürgen Rehm, leitender Wissenschaftler am Institute for Mental Health Policy Research und am Campbell Family Mental Health Research Institute am Centre for Addiction and Mental Health in Toronto, Kanada, in einer Pressemitteilung der WHO.

Bedeutung des Blicks auf das Gesamtbild

In der Europäischen Region der WHO ist der Alkoholkonsum weltweit am höchsten und der Anteil der Alkoholkonsumenten an der Bevölkerung am größten. Mehr als 200 Millionen Menschen in Europa sind dem Risiko alkoholbedingter Krebserkrankungen ausgesetzt.

200 Millionen

Europäer*innen haben ein alkoholbedingtes Krebsrisiko

Benachteiligte und gefährdete Bevölkerungsgruppen weisen höhere Raten alkoholbedingter Todesfälle und Krankenhauseinweisungen auf, da die Schäden, die durch eine bestimmte Menge und ein bestimmtes Konsumverhalten verursacht werden, für ärmere Alkoholkonsument*innen und ihre Familien größer sind als für reichere Alkoholkonsument*innen in einer bestimmten Gesellschaft.

Kommentar im vollen Wortlaut

Die Gesamtrisiken und ‑schäden des Alkoholkonsums wurden systematisch bewertet und sind gut dokumentiert. Nach den jüngsten Schätzungen der WHO war der Alkoholkonsum im Jahr 2016 weltweit für 3 Millionen Todesfälle und 5,1 % der weltweiten Belastung durch Krankheiten und Verletzungen verantwortlich. Alkoholkonsum wird mit einem erhöhten Risiko für viele Gesundheitszustände in Verbindung gebracht und ist die Hauptursache für eine Reihe von Krankheiten, darunter Alkoholabhängigkeit, Leberzirrhose und eine Reihe anderer nichtübertragbarer Krankheiten und psychischer Störungen.

Alkoholkonsum gehört zu den führenden Risikofaktoren für vorzeitige Sterblichkeit und Behinderungen, da er mit zahlreichen Gesundheitsstörungen zusammenhängt, zu denen auch nicht vorsätzliche Verletzungen und Suizide gehören. Jüngere Menschen sind im Vergleich zu älteren unverhältnismäßig stark von Alkohol betroffen, und 13,5 % aller Todesfälle in der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen werden auf Alkohol zurückgeführt. Benachteiligte und gefährdete Bevölkerungsgruppen weisen höhere Raten alkoholbedingter Todesfälle und Krankenhauseinweisungen auf.

740.000

Neue alkohol­bedingte Krebsfälle jedes Jahr

Alkohol ist nach der Einstufung der Internationalen Agentur für Krebsforschung eine toxische, psychoaktive und abhängig machende Substanz und ein Karzinogen der Gruppe 1, das in kausalem Zusammenhang mit sieben Krebsarten steht, darunter Speiseröhren-, Leber-, Dickdarm- und Brustkrebs. Der Alkoholkonsum wird weltweit mit 740.000 neuen Krebsfällen pro Jahr in Verbindung gebracht.

In der EU wurde leichter bis mäßiger Alkoholkonsum (< 20 g reiner Alkohol pro Tag, was etwa dem wöchentlichen Konsum von < 1,5 l Wein [12 % Alkoholgehalt], < 3,5 l Bier [5 % Alkoholgehalt] oder < 450 ml Spirituosen [40 % Alkoholgehalt] entspricht) mit fast 23.000 neuen Krebsfällen im Jahr 2017 in Verbindung gebracht, was 13,3 % aller alkoholbedingten Krebsfälle und 2,3 % aller Fälle der sieben alkoholbedingten Krebsarten entspricht. Fast die Hälfte dieser Krebsfälle (etwa 11.000) waren Brustkrebserkrankungen bei Frauen.

Mehr als ein Drittel der Krebsfälle, die mit leichtem bis mäßigem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht wurden (etwa 8500 Fälle), waren auch mit leichtem Alkoholkonsum (< 10 g pro Tag) verbunden.

Steigender Alkoholkonsum ist mit einem erhöhten Krankheits- und Sterberisiko verbunden, was die Frage aufwirft, ob ein sicherer Alkoholkonsum definiert werden kann, bei dem kein Gesundheitsrisiko besteht. Um ein sicheres Alkoholkonsumniveau zu definieren, muss wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass ein Alkoholkonsum auf oder unter diesem Niveau kein erhöhtes Krankheits- oder Verletzungsrisiko mit sich bringt. Einige, aber nicht alle Studien deuten darauf hin, dass ein leichter Alkoholkonsum eine geringe Schutzwirkung in Bezug auf das Risiko bestimmter Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes haben könnte. Einige Studien zeigen solche Auswirkungen auf bestimmte Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mittleren und höheren Alters. Mehrere Übersichtsarbeiten haben jedoch auch gezeigt, dass die Schutzwirkung eines geringen Alkoholkonsums bei starkem episodischen Alkoholkonsum, der das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht, verschwindet.

Es gibt keine Studien, die belegen, dass eine mögliche Schutzwirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes auch das Krebsrisiko der einzelnen Konsument*innen senkt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es einen Schwellenwert gibt, ab dem die krebserregende Wirkung von Alkohol im menschlichen Körper einsetzt. Es ist daher nicht möglich, eine für Krebs und Gesundheit unbedenkliche Menge an Alkoholkonsum festzulegen. Alkoholkonsument*innen sollten objektiv über die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Risiken für Krebs und andere Gesundheitsschäden informiert werden.

Die Autor*innen erklären, dass sie keine konkurrierenden Interessen haben. Alle Autor*innen sind Mitarbeiter*innen der WHO. Die Autor*innen sind allein für die hier zum Ausdruck gebrachten Ansichten verantwortlich und diese stellen nicht unbedingt die Entscheidungen oder die erklärte Politik der WHO dar.

Quelle: MOVENDI International

Übersetzt mit www.DeepL.com