
Um ihre Gewinne zu schützen, lehnt die Alkoholindustrie Alkoholsteuern aggressiv ab und nutzt irreführende Behauptungen sowie politische Einflussnahme, um wirksame Maßnahmen zu blockieren oder zu schwächen. Movendis neuer Bericht »Countering Alcohol Industry Opposition to Alcohol Taxes« (Bekämpfung des Widerstands der Alkoholindustrie gegen Alkoholsteuern) deckt die Taktiken der Industrie auf, widerlegt ihre gängigsten Argumente und liefert Befürworter*innen evidenzbasierte Gegenargumente. Durch die Entlarvung der Mythen der Alkoholindustrie unterstützt die neue Ressource von Movendi die Bemühungen, die Alkoholsteuer als wirksames Instrument zur Rettung von Menschenleben, zur Verringerung alkoholbedingter Schäden und zur Finanzierung wichtiger öffentlicher Dienstleistungen voranzutreiben.
Die Alkoholindustrie mischt sich ständig in die Entwicklung der öffentlichen Politik ein, um ihre Gewinne auf Kosten der Gesundheit der Menschen und der gesellschaftlichen Entwicklung zu schützen. Eine der wichtigsten Strategien der Alkoholindustrie ist es, sich politisch gegen wirkungsvolle Maßnahmen in der Alkoholpolitik, wie die Alkoholsteuer, einzusetzen, um Gefahren für ihren Umsatz und ihre Gewinne zu beseitigen. Mithilfe ausgeklügelter Lobbyarbeit und strategischer Botschaften versucht die Industrie, Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu verzögern, zu torpedieren oder gar zu verhindern.

Dieser Bericht ist Teil der Arbeit von Movendi International. Ziel ist es, die unlauteren Praktiken der Alkoholindustrie aufzudecken und ihnen entgegenzuwirken. Er ergänzt die umfangreiche Dokumentation über das Fehlverhalten der Industrie, die unter bigalcohol.exposed verfügbar ist. Dort zeigen Hunderte von Beispielen, wie die Alkoholindustrie die Gesundheit von Menschen und Gesellschaften weltweit schädigt.
Dieser Leitfaden hilft Aktivist*innen dabei, die Argumente der Industrie gegen die Alkoholbesteuerung wirksam aufzudecken und zu widerlegen. Er identifiziert gängige Argumente der Industrie und stellt Beweise und Erkenntnisse bereit, die diese Argumente widerlegen. So können evidenzbasierte Lösungen und Narrative für die Alkoholpolitik vorangetrieben werden, um Leben zu retten und die Gesundheit zu fördern.
Die Alkoholindustrie lehnt Erhöhungen der Alkoholsteuer konsequent ab und stützt sich dabei auf eine Reihe gut einstudierter, jedoch irreführender Argumente. Alkoholfirmen und ihre Lobbygruppen engagieren sich gegen Erhöhungen der Alkoholsteuer und versuchen, bestehende Alkoholsteuermaßnahmen auf allen Ebenen – von kommunaler über Länder- bis hin zur Bundesebene – anzugreifen und aufzuheben.
Dieser Policy Brief deckt die vier häufigsten Behauptungen der Industrie auf, untersucht sie und liefert evidenzbasierte Gegenargumente für Interessenvertreter*innen und politische Entscheidungsträger*innen.
Industriebehauptung Nr. 1
Eine höhere Alkoholbesteuerung führt zu vermehrtem illegalen Handel
Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert
Die Alkoholindustrie stellt die Erhöhung der Alkoholsteuer strategisch als direkten Treiber für illegale Alkoholmärkte dar und behauptet, dass höhere Preise die Verbraucher*innen zu illegalen Produkten zwingen würden.
Die Alkoholindustrie verbreitet hier einen weit verbreiteten Mythos, nämlich dass nur eine kleine Gruppe von Menschen in der Gesellschaft mit Alkoholproblemen (schwerer Alkoholabhängigkeit) zu kämpfen hat und diese Menschen alles tun würden, um an Alkohol zu kommen.
Häufig wird diese Behauptung mit Argumenten über die Gefahren von illegalem Alkohol verbunden, wodurch die legalen Produkte der Unternehmen als risikolos und harmlos erscheinen. In der Regel wird die Behauptung auch mit Argumenten über Gefahren für die Wirtschaft verbunden. Dabei wird suggeriert, dass Regierungen Einnahmen verlieren würden, wenn Verbraucher*innen zu unversteuerten, illegalen Produkten wechseln.
Um Aufmerksamkeit zu erregen und diese Behauptung aufrechtzuerhalten, betont die Alkoholindustrie oft sensationelle Geschichten über Gesundheitsvorfälle durch gepanschten Alkohol. In den Medien – insbesondere in alkoholindustriefreundlichen Medien – werden Tragödien, die durch gepanschten Alkohol verursacht wurden, überproportional dargestellt. Dies gilt insbesondere im Vergleich zur Berichterstattung über Schäden, die durch die Produkte und Praktiken von Alkoholunternehmen verursacht wurden.
In einigen Ländern versucht die Alkoholindustrie, ihre Forderung mit Verweis auf grenzüberschreitende Handelsprobleme zu untermauern. In anderen Ländern gehen die Lobbyist*innen der Alkoholindustrie sogar so weit, Parallelen zum Wachstum der organisierten Kriminalität während der Prohibition in den USA zu ziehen. Damit wollen sie Ängste vor unbeabsichtigten und unkontrollierbaren Folgen der Alkoholsteuer schüren.
Beweise gegen diese Behauptung der Industrie
Untersuchungen zeigen immer wieder, dass diese Behauptungen der Industrie übertrieben und durch Daten nicht belegt sind.
Die Verbreitung von nicht registriertem Alkohol wird in erster Linie durch das regulatorische Umfeld eines Landes und weniger durch dessen Alkoholsteuerpolitik beeinflusst. Gut konzipierte Steuererhöhungen in Verbindung mit geeigneten Durchsetzungsmaßnahmen führen zu einer erfolgreichen Verbesserung sowohl der öffentlichen Gesundheit als auch der Steuereinnahmen.
Eine bahnbrechende Studie aus dem Jahr 2023 untersuchte die neuesten Erkenntnisse und widerlegte Mythen der Alkoholindustrie. Sie kam zu folgenden Ergebnissen:
Illegaler Handel kann zwar die Preise auf dem Markt unterbieten, es gibt jedoch kaum Anhaltspunkte dafür, dass er die Wirksamkeit von Steuern bei der Anhebung der Gesamtpreise untergräbt. Darüber hinaus sind Preisunterschiede kein wesentlicher Faktor für die Erklärung des illegalen Handels; andere Faktoren wie Steuerverwaltung, Durchsetzung und politische Governance sind von viel größerer Bedeutung. Schließlich ist es unwahrscheinlich, dass es zu groß angelegten illegalen Handelsaktivitäten kommt, die sich auf die Märkte auswirken könnten, ohne dass die Unternehmen, die Produkte in diesen hochkonzentrierten Märkten herstellen, direkt oder indirekt daran beteiligt sind.«
Mythen über Alkoholsteuern unter der Lupe

In diesem Artikel werden die neuesten Erkenntnisse über die Besteuerung als bewährtes Instrument zur Verringerung des Konsums schädlicher Produkte (Tabak, Alkohol und zuckergesüßte Getränke) und damit zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit vorgestellt.
Die Studie diskutiert die wirtschaftlichen Gründe für die Besteuerung dieser Produkte und dokumentiert die gesundheitlichen Auswirkungen und die Kosten für die Gesellschaft. Sie liefert Belege für die Wirksamkeit der Besteuerung bei der Erhöhung der Preise und der Verringerung des Konsums und zeigt, wie die Besteuerung unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Vorteile und der indirekten finanziellen Auswirkungen ärmeren Haushalten überproportional zugute kommt.
Die Studie befasst sich auch mit der Rolle der Industrie bei der Ablehnung von Steuern. Der Artikel unterscheidet sich von früheren Übersichten durch seinen Umfang (er deckt alle drei Produkte ab) und seine Vollständigkeit (er behandelt die Argumente für und gegen Gesundheitssteuern, einschließlich der von der Industrie vorgebrachten Argumente).
Industriebehauptung Nr. 2
Alkoholsteuern schaden der Wirtschaft und führen zum Verlust von Arbeitsplätzen
Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert
Die Alkoholindustrie stellt Steuererhöhungen als direkte Bedrohung für Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Wohlstand dar. Sie betont ihre Rolle als wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Oftmals bedient sich die Alkoholindustrie des Bildes »schutzbedürftiger« Kleinunternehmen wie lokaler Kneipen, Restaurants und Einzelhandelsgeschäfte, um die Gewinnmaximierungsagenda multinationaler Alkoholkonzerne zu verschleiern.
Im Mittelpunkt dieser Behauptung steht, dass die Alkoholindustrie die tatsächlichen Arbeitsplätze in der Alkoholbranche übertreibt und falsch darstellt. Und sie versucht, von der Tatsache abzulenken, dass die Kosten aufgrund von alkoholbedingten Schäden einen erheblichen Nettoverlust für die Gesellschaft darstellen.
Ihre Argumentation konzentriert sich auf den Verlust von Arbeitsplätzen, geringere Investitionen und Schäden für lokale Gemeinden. Oftmals bringen sie emotionale Appelle von Kleingewerbetreibenden und Arbeitnehmer*innen vor, die behaupten, dass ihre Existenzgrundlage durch eine Erhöhung der Alkoholsteuer bedroht wäre.
Beweise gegen diese Behauptung der Industrie
Diese Behauptung widerspricht den eigenen Aussagen der Alkoholindustrie, dass Alkoholsteuern keinen Einfluss auf den Alkoholkonsum hätten.
Wissenschaftliche Bewertungen der Auswirkungen einer Erhöhung der Alkoholsteuer zeigen, dass die Behauptung der Alkoholindustrie, Alkoholsteuern würden die Wirtschaftstätigkeit und die Beschäftigung beeinträchtigen, wenn die Menschen weniger Alkohol kaufen, »vereinfachend und unwahr« ist.
Untersuchungen zeigen, dass die Behauptungen der Industrie über wirtschaftliche Auswirkungen und Arbeitsplatzverluste erheblich übertrieben und irreführend sind. Zu den Belegen gehören:
Alle mitzählen
- Untersuchungen im Vereinigten Königreich zeigen, dass die Angaben der Alkoholindustrie zur Beschäftigung stark übertrieben sind. Während die Branche behauptet, fast 1,5 Millionen Arbeitsplätze zu sichern, gehen unabhängige Schätzungen von etwa 770.000 Arbeitsplätzen aus, wobei es sich überwiegend um indirekte Arbeitsplätze im Gastgewerbe handelt, die nicht ausschließlich vom Alkoholverkauf abhängig sind.
- Eine Studie der europäischen Alkoholindustrie bezifferte die Zahl der Arbeitsplätze in der Bierindustrie auf zwei Millionen. Allerdings entfielen nur 128.800 davon direkt auf den Bierbereich – die Mehrheit war im Einzelhandel oder im Gastgewerbe tätig, also in Branchen, die nicht ausschließlich vom Verkauf von Alkohol abhängig sind.
- In Uganda gelang es der Alkoholindustrie, einen Gesetzentwurf zur Alkoholpolitik zu verhindern, indem sie behauptete, dass mehr als 800.000 Arbeitsplätze im Land gefährdet seien. Eine genauere Analyse zeigt jedoch, dass mehr als 90 % dieser Arbeitsplätze tatsächlich in Branchen wie dem Einzelhandel angesiedelt sind und nicht ausschließlich vom Alkoholverkauf abhängig sind.
A Case Study: Alcohol Industry Interference Against Uganda’s Alcohol Control Bill

After intense lobbying and influence from the alcohol industry, the Uganda Parliament decided to throw out the Alcohol Bill.
Industriebehauptung Nr. 3
Alkoholsteuern sind zur Schadensminderung unwirksam
Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert
Die Alkoholindustrie behauptet, dass Steuererhöhungen nicht zum Erreichen der Ziele im Bereich der öffentlichen Gesundheit beitragen. Sie argumentiert, dass Steuererhöhungen den Alkoholkonsum und die damit verbundenen Schäden nicht wesentlich reduzieren, insbesondere bei Risikokonsument*innen und Menschen mit Alkoholkonsumstörung.
Die Industrie behauptet oft, dass Aufklärung und gezielte Maßnahmen wirksamere Ansätze seien, und stellt die Alkoholsteuer als fehlerhaftes und ineffektives Instrument dar, das »verantwortungsbewusste« Alkoholkonsument*innen ungerechtfertigt benachteiligt.
Beweise gegen diese Behauptung der Industrie
Diese Behauptung instrumentalisiert die Stigmatisierung von Personen mit hohem Risiko und starkem Alkoholkonsum, Menschen mit Alkoholkonsumstörung oder schwerer Alkoholabhängigkeit. Die Narrative und Darstellungen der Alkoholindustrie machen die Betroffenen selbst für die durch Alkohol verursachten Schäden verantwortlich, lenken von den schädlichen Produkten und Praktiken der Alkoholkonzerne ab und verstärken den Mythos, dass nur eine kleine Gruppe von Menschen »unverantwortlich« handelt und unter alkoholbedingten Schäden leidet, die ausschließlich als schwere Alkoholabhängigkeit dargestellt werden.
Das Gesamtkonsummodell und das Präventionsparadoxon erklären wissenschaftlich, warum und wie eine Erhöhung der Alkoholsteuer der gesamten Bevölkerung zugute kommt, einschließlich der kleinen Gruppe von Menschen mit hohem Risiko und starkem Alkoholkonsum.
»Verantwortungsvoller Konsum« ‒ der Trick der Alkoholindustrie

In einer neuen Studie wurden 20 Alkoholkonsument:innen im Alter von 21 bis 63 Jahren zu ihrer Meinung über die Wirksamkeit von Alkoholkennzeichnungen befragt, und es wurde untersucht, ob die Kennzeichnung dazu beitragen kann, den Alkoholkonsum der Menschen zu verringern. Die Befragung ergab, dass die Teilnehmer:innen die Botschaften zum »verantwortungsvollen« Alkoholkonsum als einen Trick der Alkoholindustrie ansahen, um als verantwortungsbewusst wahrgenommen zu werden, ohne konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
Die Studienteilnehmer standen den Botschaften zum »verantwortungsvollen« Konsum kritisch gegenüber und fanden es generell schwierig, den Gesundheitsinformationen auf den Produkten der Alkoholindustrie zu vertrauen.
Weiterlesen: »Verantwortungsvoller Konsum« ‒ der Trick der Alkoholindustrie
Die Besteuerung von Alkohol ist äußerst wirksam
Umfangreiche Forschungsergebnisse belegen, dass Alkoholsteuern äußerst wirksam sind, um den Alkoholkonsum und die damit verbundenen Schäden und Kosten zu reduzieren. Zu den Belegen gehören:
- Eine umfassende systematische Auswertung von 50 Studien ergab, dass Alkoholsteuern eine Vielzahl von alkoholbedingten Schäden erheblich reduzieren. Eine Verdopplung der Alkoholsteuer würde Folgendes reduzieren:
- Alkoholbedingte Sterblichkeit um 35 %,
- Verkehrstote um 11 %,
- Sexuell übertragbare Krankheiten um 6 %,
- Gewalt um 2 % und
- Kriminalität um 1,4 %.
- Studien zeigen durchweg, dass höhere Alkoholpreise durch Besteuerung zu einem Rückgang des Konsums führen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet, dass eine Preiserhöhung um 10 % in der Regel folgende Auswirkungen hat:
- 5 – 8 % Rückgang des Gesamtalkoholkonsums
- Noch stärkere Reduzierung des Alkoholkonsums bei jungen Menschen
- Die Erfahrungen Finnlands liefern eindeutige Belege für die Auswirkungen der Alkoholsteuer. Als Finnland 2004 die Alkoholsteuer um 33 % senkte,
- stieg der Alkoholkonsum um 10 %,
- stieg die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle um 16 %.
- Als Reaktion darauf erhöhte Finnland zwischen 2008 und 2012 die Alkoholsteuer fünfmal.
- Diese Steuererhöhungen führten zu einem Rückgang sowohl des Konsums als auch der alkoholbedingten Todesfälle.
- Litauen erzielte nach Steuererhöhungen einen deutlichen Rückgang der Gesamtsterblichkeit.
WHO fordert höhere Steuern auf Alkohol und zuckerhaltige Getränke

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 5. Dezember neue Daten veröffentlicht, die zeigen, dass ungesunde Produkte wie Alkohol und zuckerhaltige Getränke weltweit kaum besteuert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Länder keine Anreize für ein gesünderes Verhalten durch Steuern schafft. Um die Länder zu unterstützen, hat die WHO auch ein technisches Handbuch über die Politik und Verwaltung von Alkoholsteuern veröffentlicht.
Weiterlesen: WHO fordert höhere Steuern auf Alkohol und zuckerhaltige Getränke
Alkoholbesteuerung ist kosteneffizient
Systematische Übersichtsarbeiten bestätigen, dass die Alkoholbesteuerung die kosteneffizienteste Maßnahme der Alkoholpolitik zur Prävention und Reduzierung alkoholbedingter Schäden ist und von der WHO als »Best Buy« bezeichnet wird.
Aufklärung ist wirkungslos
- Während die Alkoholindustrie Aufklärung als Alternative zur Besteuerung propagiert, zeigen die Erkenntnisse immer wieder, dass Aufklärung allein nicht ausreicht, um alkoholbedingte Schäden zu reduzieren. Aufklärungsmaßnahmen sollten nur als Ergänzung zu bewährten politischen Maßnahmen wie der Besteuerung eingesetzt werden, nicht als Ersatz dafür.
- Studien zeigen auch, dass einige Aufklärungsinitiativen schädlich sind, beispielsweise solche, die von der Alkoholindustrie durchgeführt werden, da sie Jugendliche irreführen, die Fakten falsch darstellen und Einzelpersonen die Verantwortung zuschreiben, anstelle der umweltbezogenen, kommerziellen, sozialen und anderen Faktoren, die für die alkoholbedingten Schäden verantwortlich sind.
Alkoholindustrie-finanzierte schulische Aufklärungsprogramme für Jugendliche

Bild von unique hwang auf Pixabay
Die Autor:innen dieser Studie kamen zu dem Schluss, dass von der Alkoholindustrie gesponserte Aufklärungsprogramme für Jugendliche den Interessen der Industrie dienen und einen »moderaten« Konsum fördern, während sie die Kinder angeblich über die Schäden und Einflüsse des Alkoholkonsums aufklären. Bei der Durchführung von Alkoholerziehungsprogrammen, die von der Alkoholindustrie und von zwischengeschalteten Stellen, die solche Mittel erhalten, finanziert werden, bestehen erhebliche Interessenkonflikte.
Die Autor:innen empfehlen, dass die Materialien zur Alkoholaufklärung unabhängig von der Industrie entwickelt werden sollten, auch was die Finanzierung betrifft.
Weiterlesen: Alkoholindustrie-finanzierte schulische Aufklärungsprogramme für Jugendliche
Menschen reagieren auf Alkoholpreiserhöhungen
Eine wegweisende Studie, die 2023 veröffentlicht wurde, zeigte, dass »die Belege für die Preissensitivität bei Alkohol ebenfalls überzeugend sind« – dies gilt für junge Menschen, ältere Erwachsene und verschiedene Geschlechter. Selbst Menschen, die Alkohol in großen Mengen konsumieren, reagieren auf Preisänderungen.
Belege dafür, wie sich Preise auf den Einstieg in den Alkoholkonsum auswirken, zeigen auch, dass höhere Preise den Einstieg verzögern und in gewissem Maße verhindern. Dies kann langfristige Auswirkungen auf das künftige Alkoholkonsumverhalten haben. So haben beispielsweise Personen, die erst in höherem Alter mit dem Alkoholkonsum beginnen, ein geringeres Gesundheitsrisiko.
Alkoholbesteuerung ist ein »Best Buy« der WHO
1 = 8
Return on Investment
Im Jahr 2021 zeigte der Bericht »Leben retten, weniger ausgeben: Argumente für Investitionen in nichtübertragbare Krankheiten« der WHO, dass die kosteneffizienten Lösungen im Bereich der Alkoholpolitik unter allen 16 kosteneffizienten Maßnahmen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten die zweitgrößte Kapitalrendite erzielen.
Eine Investition von 1 US-Dollar in die Umsetzung der drei kosteneffizientesten Maßnahmen zur Alkoholpolitik bringt eine Rendite von mehr als 8 US-Dollar. Der Bericht hebt auch speziell die Besteuerung von Alkohol und Tabak als wirkungsvolle Maßnahmen zur Finanzierung der Prävention von Nichtübertragbaren Krankheiten hervor.
Neuer WHO-Bericht: Alkoholpolitik rentiert sich

Gesunde Menschen senken die Gesundheitskosten, erhöhen die Produktivität und führen zu einem längeren und gesünderen Leben, so ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation.
Der Bericht »Leben retten, weniger ausgeben: Argumente für Investitionen in nichtübertragbare Krankheiten (NCDs)« konzentriert sich auf 76 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Der Bericht erläutert die NCD-Best-Buys und zeigt, wie sich jeder Dollar, der in die Ausweitung der Best-Buy-Maßnahmen in diesen Ländern investiert wird, rentieren könnte.
In Bezug auf die Kapitalrendite zeigt der Bericht, dass die Best-Buy-Lösungen für die Alkoholpolitik die zweitbesten Optionen unter allen 16 NCD-Best-Buys darstellen.
Der Bericht hebt auch die Besteuerung von Alkohol und Tabak als besonders wirksame Maßnahmen zur Finanzierung der NCD-Prävention hervor.
Weiterlesen: Neuer WHO-Bericht: Alkoholpolitik rentiert sich
Warum es wichtig ist, den Gesamtalkoholkonsum zu reduzieren
Die besten verfügbaren Erkenntnisse zeigen, dass eine Erhöhung der Alkoholsteuer insgesamt positive Auswirkungen hat.
Das Modell der Gesamtkonsumreduktion als Maßstab für die Wirksamkeit der Alkoholpolitik basiert auf dem Grundsatz, dass eine Verringerung des Gesamtalkoholkonsums einer Bevölkerung zu einer proportionalen Verringerung der alkoholbedingten Schäden führt. Mit sinkendem Gesamtalkoholkonsum in einer Gesellschaft nehmen auch alkoholbedingte Probleme wie Gesundheitsprobleme, soziale Probleme und wirtschaftliche Kosten ab.
Wirtschaftliche Gründe
Ein Rückgang des Pro-Kopf-Alkoholkonsums senkt auch die enormen wirtschaftlichen Kosten, die durch alkoholbedingte Schäden, Produktivitätsverluste, Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt und Wachstumsverluste entstehen. Durch die Reduzierung dieser vermeidbaren alkoholbedingten Kosten können Regierungen Ressourcen einsparen und Mittel für andere Bereiche der öffentlichen Gesundheit umschichten.
Untersuchungen haben durchweg einen starken Zusammenhang zwischen dem Gesamtalkoholkonsum einer Gesellschaft und der Häufigkeit alkoholbedingter Schäden in dieser Gesellschaft gezeigt. Zum Beispiel:
- Länder mit einem höheren Pro-Kopf-Alkoholkonsum weisen tendenziell höhere Raten an alkoholbedingten Krankheiten, Gewalt und Unfällen auf.
- Wenn Länder oder Regionen Maßnahmen ergreifen, die den Alkoholkonsum der Bevölkerung wirksam reduzieren (zum Beispiel durch eine Erhöhung der Alkoholsteuer), geht die Zahl der alkoholbedingten Schäden zurück, von Verkehrsunfällen bis hin zu chronischen Gesundheitsproblemen.
Präventionsparadox
Das Präventionsparadoxon in der Alkoholpolitik zeigt, dass es zur Prävention und Reduzierung alkoholbedingter Schäden weitaus wirksamer ist, den Alkoholkonsum der gesamten Bevölkerung ins Visier zu nehmen als sich nur auf Personen mit hohem Risiko oder starke Alkoholkonsument*innen zu konzentrieren.
Zwar sind starke Verbraucher*innen einem höheren individuellen Risiko ausgesetzt, doch bilden sie eine kleinere Gruppe. Die meisten alkoholbedingten Probleme entstehen jedoch durch Verbraucher*innen mit niedrigem und mittlerem Alkoholkonsum, da diese einen weitaus größeren Teil der Bevölkerung ausmachen.
Obwohl Personen, die geringe bis mittlere Mengen Alkohol konsumieren, einem geringeren individuellen Risiko ausgesetzt sind, ist ihr kollektiver Beitrag zu alkoholbedingten Schäden erheblich, darunter Verletzungen, familiäre Probleme und Gesundheitskosten.
Maßnahmen, die sich an die gesamte Bevölkerung richten, wie beispielsweise die Erhöhung der Alkoholsteuer, sind wirksamer, da sie den Schaden auf allen Ebenen des Alkoholkonsums reduzieren. Zwar profitieren auch starke Verbraucher*innen davon, doch der größte gesellschaftliche Effekt ergibt sich aus der Verringerung des Schadens bei Verbraucher*innen mit niedrigem und mittlerem Konsum, die am meisten zur Gesamtbelastung beitragen.
Industriebehauptung Nr. 4
Alkoholsteuern sind regressiv und belasten Verbraucher*innen mit geringerem Einkommen besonders stark
Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert
In Anlehnung an das Vorgehen der Tabakindustrie stellt die Alkoholindustrie Alkoholsteuern als »unfaire« Belastung für Haushalte mit geringerem Einkommen dar. Sie behauptet, dass diese Steuern einen größeren Anteil des Einkommens ärmerer Familien ausmachen, und stellt die Erhöhung der Alkoholsteuer als regressive Politik dar, die die wirtschaftliche Ungleichheit verschärft.
Die Alkoholindustrie versucht oft, den Anschein zu erwecken, als würde sie die Interessen des »kleinen Mannes« verteidigen, indem sie suggeriert, dass Alkoholsteuern dessen Zugang zu »einfachen Freuden« in unfairer Weise einschränken, während wohlhabende Verbraucher*innen davon unberührt bleiben.
Beweise gegen diese Behauptung der Industrie
Die Behauptung der Alkoholindustrie, dass Alkoholsteuern regressiv seien, ignoriert wichtige Faktoren:
- Menschen mit geringem Einkommen erleiden im Vergleich zu wohlhabenderen Menschen einen unverhältnismäßig hohen Schaden pro Liter konsumierten Alkohols.
- In einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen treten alkoholbedingte Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle häufiger auf, was mitunter zu katastrophalen Gesundheitsausgaben führt.
- Das bedeutet, dass die Vorteile einer Reduzierung des Alkoholkonsums durch Besteuerung für diese Gruppen größer sind und die Regressivität der Steuer selbst ausgleichen.
Der vierfache Gewinn der Alkoholsteuer
Die Alkoholbesteuerung ist eine finanzpolitische Maßnahme und ein wirkungsvolles, bewährtes Instrument zur Transformation von Gesellschaften. Das volle Potenzial einer Erhöhung der Alkoholsteuer lässt sich am besten anhand ihrer vierfachen Vorteile verdeutlichen:
- Schäden verhindern und reduzieren: Die Erhöhung der Alkoholsteuer ist die kostengünstigste Maßnahme der Alkoholpolitik, um den Alkoholkonsum der Bevölkerung und die damit verbundenen vielfältigen Schäden und Kosten – Gewalt, Verletzungen, Krebs, Leber- und Herzerkrankungen, psychische Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle – direkt zu senken. Sie verhindert Leid, rettet Leben und schützt Familien und Gemeinschaften.
- Einnahmen generieren: Die Besteuerung von Alkohol ist eine kosteneffiziente Maßnahme für Regierungen, um die inländischen Einnahmen zu steigern. Das Potenzial der Alkoholsteuer, zuverlässige und erhebliche Einnahmen zu generieren, übersteigt oft das von Steuern auf Tabak oder zuckerhaltige Getränke.
- Finanzierung von Prioritäten im Gesundheits- und Entwicklungsbereich: Die erzielten Einnahmen können zweckgebunden oder strategisch für die Finanzierung von Gesundheitssystemen, Präventions- und Gesundheitsförderungsprogrammen, Bildung oder anderen wichtigen öffentlichen Dienstleistungen, wie einer besseren Durchsetzung und wissenschaftlichen Bewertung von Alkoholpolitiken, verwendet werden. Auf diese Weise trägt die Alkoholsteuer zur Finanzierung öffentlicher Güter und zur menschlichen Entwicklung bei.
- Förderung von gesundheitlicher Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit: Die schädlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums betreffen unverhältnismäßig stark Menschen in benachteiligten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen mit niedrigem sozioökonomischem Status. Die Prävention und Reduzierung alkoholbedingter Schäden kommt ihnen am meisten zugute, und die Umleitung von Einnahmen in öffentliche Güter trägt zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten bei. Die Alkoholbesteuerung ist eine rechtsbasierte, auf Chancengleichheit ausgerichtete Politik, die soziale Gerechtigkeit fördert und den Sozialvertrag stärkt, indem sie das Wohlergehen der Menschen über die Profitinteressen der Alkoholindustrie stellt.
Mehrheit unterstützt höhere Alkoholbesteuerung
Die Mehrheit der über 18-jährigen Bevölkerung in Deutschland befürwortet grundsätzlich eine Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer und ist der Meinung, dass die Einnahmen komplett oder zumindest teilweise an die gesetzlichen Krankenkassen gehen sollten. Dies geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Forsa-Umfrage hervor, die im Auftrag der IKK classic vom 22. bis 26. Mai 2025 mit 1.004 Personen über 18 Jahren durchgeführt wurde.
Mehrheit befürwortet Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer

Die Mehrheit der über 18-jährigen Bevölkerung in Deutschland befürwortet grundsätzlich eine Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer und ist der Meinung, dass die Einnahmen komplett oder zumindest teilweise an die gesetzlichen Krankenkassen gehen sollten. Dies geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Forsa-Umfrage hervor, die im Auftrag der IKK classic vom 22. bis 26. Mai 2025 mit 1.004 Personen über 18 Jahren durchgeführt wurde.
Weiterlesen: Mehrheit befürwortet Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer
Deutschland ist bei der Präventionspolitik deutlich schlechter aufgestellt als viele andere europäische Länder – und das, obwohl der Druck auf das Gesundheits- und Sozialsystem weiter wächst.«
Public Health Index 2025 (PHI)
Eine Lancet-Studie macht dafür vor allem mangelnden politischen Willen, starken Lobbyeinfluss und eine zu geringe Nutzung wissenschaftlicher Evidenz verantwortlich – obwohl viele der wirksamsten Maßnahmen in der Bevölkerung breite Unterstützung finden. Gleichzeitig zeigt der Blick nach Europa, dass Länder mit hoher Krankheitslast wie Großbritannien oder Litauen gerade deshalb entschlossene Präventionsstrategien entwickeln und damit im PHI gut abgeschnitten haben. In Deutschland bleiben solche Maßnahmen trotz ähnlich großer Herausforderungen bislang aus. Für eine erfolgreiche Präventionspolitik braucht es daher vor allem ein parteiübergreifendes Bekenntnis für eine umfassende Präventionspolitik entlang der WHO-Empfehlungen. Demnach sollte das gesunde Verhalten durch unterstützende Umgebungen im Alltag leichter gemacht werden.«
Public Health Index 2025
In Sachen Alkoholpolitik liegt Deutschland auf den hintersten Rängen

In puncto Alkoholpolitik ist Deutschland eines der Schlusslichter in Europa. Niedrige Steuern, ständige Verfügbarkeit und allgegenwärtige Werbung machen Alkohol hierzulande besonders attraktiv. Wie sich der Konsum von Alkohol wirksam eindämmen lässt, zeigen Norwegen, Finnland, Schweden sowie Litauen.
Weiterlesen: In Sachen Alkoholpolitik liegt Deutschland auf den hintersten Rängen
Die vollständige Handreichung herunterladen

Quelle: MOVENDI International
Übersetzt mit www.DeepL.com
