Drei fröhliche junge Menschen jubeln vor einem Puzzle-Hintergrund mit dem Wort 'INVESTITION' und Puzzleteilen, auf denen 'Alkoholsteuer' steht.

Um ihre Gewinne zu schützen, lehnt die Alkoholindustrie Alkoholsteuern aggressiv ab und nutzt irreführende Behauptungen sowie politische Einflussnahme, um wirksame Maßnahmen zu blockieren oder zu schwächen. Movendis neuer Bericht »Countering Alcohol Industry Opposition to Alcohol Taxes« (Bekämpfung des Widerstands der Alkoholindustrie gegen Alkoholsteuern) deckt die Taktiken der Industrie auf, widerlegt ihre gängigsten Argumente und liefert Befürworter*innen evidenzbasierte Gegenargumente. Durch die Entlarvung der Mythen der Alkoholindustrie unterstützt die neue Ressource von Movendi die Bemühungen, die Alkoholsteuer als wirksames Instrument zur Rettung von Menschenleben, zur Verringerung alkoholbedingter Schäden und zur Finanzierung wichtiger öffentlicher Dienstleistungen voranzutreiben.

Die Alkoholindustrie mischt sich ständig in die Entwicklung der öffentlichen Politik ein, um ihre Gewinne auf Kosten der Gesundheit der Menschen und der gesellschaftlichen Entwicklung zu schützen. Eine der wichtigsten Strategien der Alkoholindustrie ist es, sich politisch gegen wirkungsvolle Maßnahmen in der Alkoholpolitik, wie die Alkoholsteuer, einzusetzen, um Gefahren für ihren Umsatz und ihre Gewinne zu beseitigen. Mithilfe ausgeklügelter Lobbyarbeit und strategischer Botschaften versucht die Industrie, Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu verzögern, zu torpedieren oder gar zu verhindern.

Titelseite 'Countering Alcohol Industry Opposition to Alcohol Taxes'.

Dieser Bericht ist Teil der Arbeit von Movendi International. Ziel ist es, die unlauteren Praktiken der Alkoholindustrie aufzudecken und ihnen entgegenzuwirken. Er ergänzt die umfangreiche Dokumentation über das Fehlverhalten der Industrie, die unter bigalcohol.exposed verfügbar ist. Dort zeigen Hunderte von Beispielen, wie die Alkoholindustrie die Gesundheit von Menschen und Gesellschaften weltweit schädigt.

Dieser Leitfaden hilft Aktivist*innen dabei, die Argumente der Industrie gegen die Alkoholbesteuerung wirksam aufzudecken und zu widerlegen. Er identifiziert gängige Argumente der Industrie und stellt Beweise und Erkenntnisse bereit, die diese Argumente widerlegen. So können evidenzbasierte Lösungen und Narrative für die Alkoholpolitik vorangetrieben werden, um Leben zu retten und die Gesundheit zu fördern.

Die Alkoholindustrie lehnt Erhöhungen der Alkoholsteuer konsequent ab und stützt sich dabei auf eine Reihe gut einstudierter, jedoch irreführender Argumente. Alkoholfirmen und ihre Lobbygruppen engagieren sich gegen Erhöhungen der Alkoholsteuer und versuchen, bestehende Alkoholsteuermaßnahmen auf allen Ebenen – von kommunaler über Länder- bis hin zur Bundesebene – anzugreifen und aufzuheben.

Dieser Policy Brief deckt die vier häufigsten Behauptungen der Industrie auf, untersucht sie und liefert evidenzbasierte Gegenargumente für Interessenvertreter*innen und politische Entscheidungsträger*innen.

Industriebehauptung Nr. 1
Eine höhere Alkoholbesteuerung führt zu vermehrtem illegalen Handel

Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert

Die Alkoholindustrie stellt die Erhöhung der Alkoholsteuer strategisch als direkten Treiber für illegale Alkoholmärkte dar und behauptet, dass höhere Preise die Verbraucher*innen zu illegalen Produkten zwingen würden.

Die Alkoholindustrie verbreitet hier einen weit verbreiteten Mythos, nämlich dass nur eine kleine Gruppe von Menschen in der Gesellschaft mit Alkoholproblemen (schwerer Alkoholabhängigkeit) zu kämpfen hat und diese Menschen alles tun würden, um an Alkohol zu kommen.

Häufig wird diese Behauptung mit Argumenten über die Gefahren von illegalem Alkohol verbunden, wodurch die legalen Produkte der Unternehmen als risikolos und harmlos erscheinen. In der Regel wird die Behauptung auch mit Argumenten über Gefahren für die Wirtschaft verbunden. Dabei wird suggeriert, dass Regierungen Einnahmen verlieren würden, wenn Verbraucher*innen zu unversteuerten, illegalen Produkten wechseln.

Um Aufmerksamkeit zu erregen und diese Behauptung aufrechtzuerhalten, betont die Alkoholindustrie oft sensationelle Geschichten über Gesundheitsvorfälle durch gepanschten Alkohol. In den Medien – insbesondere in alkoholindustriefreundlichen Medien – werden Tragödien, die durch gepanschten Alkohol verursacht wurden, überproportional dargestellt. Dies gilt insbesondere im Vergleich zur Berichterstattung über Schäden, die durch die Produkte und Praktiken von Alkoholunternehmen verursacht wurden.

In einigen Ländern versucht die Alkoholindustrie, ihre Forderung mit Verweis auf grenzüberschreitende Handelsprobleme zu untermauern. In anderen Ländern gehen die Lobbyist*innen der Alkoholindustrie sogar so weit, Parallelen zum Wachstum der organisierten Kriminalität während der Prohibition in den USA zu ziehen. Damit wollen sie Ängste vor unbeabsichtigten und unkontrollierbaren Folgen der Alkoholsteuer schüren.

Warum diese Behauptung für politische Entscheidungsträger*innen überzeugend sein könnte

Diese Behauptung könnte bei politischen Entscheidungsträger*innen Anklang finden, da sie mehrere Bereiche staatlicher Verantwortung betrifft. Über die unmittelbaren Bedenken hinsichtlich der Steuereinnahmen hinaus wirft sie Fragen zur öffentlichen Sicherheit, zu den Ressourcen der Strafverfolgungsbehörden sowie zu grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen auf. Die Industrie stellt das Thema als komplexe politische Herausforderung dar, die umfangreiche Untersuchungen und Konsultationen erfordert. Diese Argumentation dient oft als Verzögerungstaktik gegen Erhöhungen der Alkoholsteuer.

Mit dieser Behauptung könnte die Alkoholindustrie auch die natürliche Vorsicht der politischen Entscheidungsträger*innen gegenüber unbeabsichtigten Folgen politischer Veränderungen ansprechen. Indem die Alkoholindustrie suggeriert, dass eine gut gemeinte Alkoholsteuer unbeabsichtigt Probleme für die öffentliche Gesundheit und Sicherheit schaffen könnte, erzeugt sie Unsicherheit, die Reformbemühungen zum Stillstand bringen kann.

Beweise gegen diese Behauptung der Industrie

Untersuchungen zeigen immer wieder, dass diese Behauptungen der Industrie übertrieben und durch Daten nicht belegt sind.

Die Verbreitung von nicht registriertem Alkohol wird in erster Linie durch das regulatorische Umfeld eines Landes und weniger durch dessen Alkoholsteuerpolitik beeinflusst. Gut konzipierte Steuererhöhungen in Verbindung mit geeigneten Durchsetzungsmaßnahmen führen zu einer erfolgreichen Verbesserung sowohl der öffentlichen Gesundheit als auch der Steuereinnahmen.

Eine bahnbrechende Studie aus dem Jahr 2023 untersuchte die neuesten Erkenntnisse und widerlegte Mythen der Alkoholindustrie. Sie kam zu folgenden Ergebnissen:

Illegaler Handel kann zwar die Preise auf dem Markt unterbieten, es gibt jedoch kaum Anhaltspunkte dafür, dass er die Wirksamkeit von Steuern bei der Anhebung der Gesamtpreise untergräbt. Darüber hinaus sind Preisunterschiede kein wesentlicher Faktor für die Erklärung des illegalen Handels; andere Faktoren wie Steuerverwaltung, Durchsetzung und politische Governance sind von viel größerer Bedeutung. Schließlich ist es unwahrscheinlich, dass es zu groß angelegten illegalen Handelsaktivitäten kommt, die sich auf die Märkte auswirken könnten, ohne dass die Unternehmen, die Produkte in diesen hochkonzentrierten Märkten herstellen, direkt oder indirekt daran beteiligt sind.«

Mythen über Alkoholsteuern unter der Lupe

Fotocoallage aus Menschen im Büro, aufwärts zeigenden Diagrammmen, abwärts aufgestellten Weinflaschen und einem Dollarzeichen.

In diesem Artikel werden die neuesten Erkenntnisse über die Besteuerung als bewährtes Instrument zur Verringerung des Konsums schädlicher Produkte (Tabak, Alkohol und zuckergesüßte Getränke) und damit zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit vorgestellt.

Die Studie diskutiert die wirtschaftlichen Gründe für die Besteuerung dieser Produkte und dokumentiert die gesundheitlichen Auswirkungen und die Kosten für die Gesellschaft. Sie liefert Belege für die Wirksamkeit der Besteuerung bei der Erhöhung der Preise und der Verringerung des Konsums und zeigt, wie die Besteuerung unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Vorteile und der indirekten finanziellen Auswirkungen ärmeren Haushalten überproportional zugute kommt.

Die Studie befasst sich auch mit der Rolle der Industrie bei der Ablehnung von Steuern. Der Artikel unterscheidet sich von früheren Übersichten durch seinen Umfang (er deckt alle drei Produkte ab) und seine Vollständigkeit (er behandelt die Argumente für und gegen Gesundheitssteuern, einschließlich der von der Industrie vorgebrachten Argumente).

Wichtige Botschaften für Akteur*innen im Bereich der öffentlichen Gesundheit

Wenn Sie die Behauptungen der Alkoholindustrie über den illegalen Handel aufdecken und ihnen entgegentreten, haben Sie diese Möglichkeiten:

  • Erzählen Sie Ihre Geschichte und berichten Sie von den angestrebten Veränderungen sowie den Vorteilen einer Erhöhung der Alkoholsteuer.
  • Betonen Sie, dass die Erhöhung der Alkoholsteuer die kosteneffizienteste Alkoholpolitik ist, von der die gesamte Bevölkerung profitiert, einschließlich Kinder, Jugendliche und andere Abstinente, Verbraucher*innen mit geringem und mittlerem Alkoholkonsum sowie starke und risikoreiche Alkoholkonsument*innen.
  • Erklären Sie, dass Menschen, einschließlich exzessiver Verbraucher*innen, auf Alkoholpreiserhöhungen reagieren, indem sie ihren Alkoholkonsum reduzieren, aufhören oder gar nicht erst mit dem Alkoholkonsum beginnen.
  • Betonen Sie, dass es Beweise dafür gibt, dass eine angemessene staatliche Regulierung des Alkoholmarktes erfolgreich höhere Alkoholsteuern aufrechterhalten kann, ohne dass es zu einem signifikanten Wachstum des illegalen Marktes kommt.
  • Heben Sie hervor, dass die Einnahmen aus der Alkoholsteuer Mittel für eine strengere Durchsetzung der Marktregulierungen bereitstellen.
  • Betonen Sie, dass unzureichende Regulierung und nicht die Alkoholsteuer der Hauptgrund für illegalen Handel und Konsum ist.
  • Weisen Sie darauf hin, dass diese Behauptung der Alkoholindustrie eher als Verzögerungstaktik dient, als dass sie echte Bedenken widerspiegelt.

Industriebehauptung Nr. 2
Alkoholsteuern schaden der Wirtschaft und führen zum Verlust von Arbeitsplätzen

Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert

Die Alkoholindustrie stellt Steuererhöhungen als direkte Bedrohung für Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Wohlstand dar. Sie betont ihre Rolle als wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Oftmals bedient sich die Alkoholindustrie des Bildes »schutzbedürftiger« Kleinunternehmen wie lokaler Kneipen, Restaurants und Einzelhandelsgeschäfte, um die Gewinnmaximierungsagenda multinationaler Alkoholkonzerne zu verschleiern.

Im Mittelpunkt dieser Behauptung steht, dass die Alkoholindustrie die tatsächlichen Arbeitsplätze in der Alkoholbranche übertreibt und falsch darstellt. Und sie versucht, von der Tatsache abzulenken, dass die Kosten aufgrund von alkoholbedingten Schäden einen erheblichen Nettoverlust für die Gesellschaft darstellen.

Ihre Argumentation konzentriert sich auf den Verlust von Arbeitsplätzen, geringere Investitionen und Schäden für lokale Gemeinden. Oftmals bringen sie emotionale Appelle von Kleingewerbetreibenden und Arbeitnehmer*innen vor, die behaupten, dass ihre Existenzgrundlage durch eine Erhöhung der Alkoholsteuer bedroht wäre.

Warum diese Behauptung für politische Entscheidungsträger*innen überzeugend sein könnte

Diese Behauptung kann bei politischen Entscheidungsträger*innen auf Resonanz stoßen, da Beschäftigung, wirtschaftliche Produktivität und Wirtschaftswachstum in der Regel zu den wichtigsten politischen Prioritäten zählen. Die Aussicht auf Arbeitsplatzverluste, insbesondere in sichtbaren lokalen Unternehmen wie Kneipen und Restaurants, kann erheblichen politischen Druck erzeugen. Die Fähigkeit der Alkoholindustrie, Unternehmer*innen und Arbeitnehmer*innen zu mobilisieren, um sich gegen die Erhöhung der Alkoholsteuer zu wehren, macht diese Behauptung besonders wirkungsvoll, insbesondere in Gebieten, in denen alkoholbezogene Unternehmen wichtige Arbeitgeber*innen sind.

Die Behauptung könnte auch die Bedenken der politischen Entscheidungsträger*innen hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung und des Wohlstands ansprechen, insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die Industrie stellt Alkoholsteuern effektiv als Bedrohung für kleine Unternehmen dar, und zwar zu einer Zeit, in der politische Entscheidungsträger*innen besonders sensibel auf Maßnahmen reagieren, die sich auf die lokale Wirtschaft auswirken könnten.

Beweise gegen diese Behauptung der Industrie

Diese Behauptung widerspricht den eigenen Aussagen der Alkoholindustrie, dass Alkoholsteuern keinen Einfluss auf den Alkoholkonsum hätten.

Wissenschaftliche Bewertungen der Auswirkungen einer Erhöhung der Alkoholsteuer zeigen, dass die Behauptung der Alkoholindustrie, Alkoholsteuern würden die Wirtschaftstätigkeit und die Beschäftigung beeinträchtigen, wenn die Menschen weniger Alkohol kaufen, »vereinfachend und unwahr« ist.

Untersuchungen zeigen, dass die Behauptungen der Industrie über wirtschaftliche Auswirkungen und Arbeitsplatzverluste erheblich übertrieben und irreführend sind. Zu den Belegen gehören:

Alle mitzählen

  • Untersuchungen im Vereinigten Königreich zeigen, dass die Angaben der Alkoholindustrie zur Beschäftigung stark übertrieben sind. Während die Branche behauptet, fast 1,5 Millionen Arbeitsplätze zu sichern, gehen unabhängige Schätzungen von etwa 770.000 Arbeitsplätzen aus, wobei es sich überwiegend um indirekte Arbeitsplätze im Gastgewerbe handelt, die nicht ausschließlich vom Alkoholverkauf abhängig sind.
  • Eine Studie der europäischen Alkoholindustrie bezifferte die Zahl der Arbeitsplätze in der Bierindustrie auf zwei Millionen. Allerdings entfielen nur 128.800 davon direkt auf den Bierbereich – die Mehrheit war im Einzelhandel oder im Gastgewerbe tätig, also in Branchen, die nicht ausschließlich vom Verkauf von Alkohol abhängig sind.
  • In Uganda gelang es der Alkoholindustrie, einen Gesetzentwurf zur Alkoholpolitik zu verhindern, indem sie behauptete, dass mehr als 800.000 Arbeitsplätze im Land gefährdet seien. Eine genauere Analyse zeigt jedoch, dass mehr als 90 % dieser Arbeitsplätze tatsächlich in Branchen wie dem Einzelhandel angesiedelt sind und nicht ausschließlich vom Alkoholverkauf abhängig sind.

A Case Study: Alcohol Industry Interference Against Uganda’s Alcohol Control Bill

Eine Person in einem Anzug manipuliert mehrere Marionetten mit langen Fäden, die von ihren Händen ausgehen. Die Szene ist in einem dunklen, gelblich getönten Raum dargestellt, mit einem gepunkteten Hintergrund. Im Vordergrund stehen fünf Bierflaschen.

After intense lobbying and influence from the alcohol industry, the Uganda Parliament decided to throw out the Alcohol Bill.

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Wichtige Botschaften für Akteur*innen im Bereich der öffentlichen Gesundheit

Wenn Sie die Behauptungen der Alkoholindustrie über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Alkoholsteuer entlarven und widerlegen, haben Sie diese Möglichkeiten:

  • Erzählen Sie Ihre Geschichte über die von Ihnen angestrebten Veränderungen und die Vorteile einer Erhöhung der Alkoholsteuer, insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht, wie beispielsweise Kostensenkungen, Produktivitätssteigerungen und eine Ankurbelung des Bruttoinlandsprodukts.
  • Betonen Sie, dass die Erhöhung der Alkoholsteuer die kosteneffizienteste Alkoholpolitik ist, um die Netto-Wirtschaftsverluste der Gesellschaft auszugleichen, indem Alkoholhersteller*innen stärker für die Kosten aufkommen müssen, die sie der Gesellschaft verursachen.

Industriebehauptung Nr. 3
Alkoholsteuern sind zur Schadensminderung unwirksam

Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert

Die Alkoholindustrie behauptet, dass Steuererhöhungen nicht zum Erreichen der Ziele im Bereich der öffentlichen Gesundheit beitragen. Sie argumentiert, dass Steuererhöhungen den Alkoholkonsum und die damit verbundenen Schäden nicht wesentlich reduzieren, insbesondere bei Risikokonsument*innen und Menschen mit Alkoholkonsumstörung.

Die Industrie behauptet oft, dass Aufklärung und gezielte Maßnahmen wirksamere Ansätze seien, und stellt die Alkoholsteuer als fehlerhaftes und ineffektives Instrument dar, das »verantwortungsbewusste« Alkoholkonsument*innen ungerechtfertigt benachteiligt.

Warum diese Behauptung für politische Entscheidungsträger*innen überzeugend sein könnte

Diese Behauptung könnte bei politischen Entscheider*innen Anklang finden, da sie stereotype und stigmatisierende Vorstellungen darüber aktiviert, was alkoholbedingte Schäden sind und wer davon betroffen ist. Die Behauptung spielt mit der Konditionierung, der alle durch die allgegenwärtige Alkoholnorm ausgesetzt sind, in der Erfahrungen mit alkoholbedingten Schäden ignoriert und von der Alkoholwerbung und der allgegenwärtigen Präsenz von Alkohol überschattet werden.

Diese Behauptung könnte auch für politische Entscheidungsträger*innen interessant sein, da sie die grundlegende Prämisse in Frage stellt, Steuern als Instrument der öffentlichen Gesundheit einzusetzen. Sie spielt mit den Bedenken hinsichtlich staatlicher Eingriffe in »persönliche Entscheidungen« und legt nahe, dass alternative, weniger kontroverse Ansätze möglicherweise wirksamer sind. Die Argumentation der Alkoholindustrie könnte insbesondere bei politischen Entscheidungsträger*innen Anklang finden, die pädagogische oder freiwillige Ansätze gegenüber bevölkerungsweiten Maßnahmen bevorzugen.

Diese Behauptung könnte auch für einige politische Entscheidungsträger*innen überzeugend erscheinen, da sie für gezieltere Lösungen zu plädieren scheint und gleichzeitig die Besteuerung als zu vereinfachend darstellt. Indem die Industrie suggeriert, dass die Erhöhung der Alkoholsteuer vor allem Menschen mit niedrigem und mittlerem Alkoholkonsum betrifft, während sie Menschen, die viel, chronisch und mit Alkoholkonsumstörung konsumieren, nicht hilft, sät sie Zweifel an der Wirksamkeit dieser Politik.

Beweise gegen diese Behauptung der Industrie

Diese Behauptung instrumentalisiert die Stigmatisierung von Personen mit hohem Risiko und starkem Alkoholkonsum, Menschen mit Alkoholkonsumstörung oder schwerer Alkoholabhängigkeit. Die Narrative und Darstellungen der Alkoholindustrie machen die Betroffenen selbst für die durch Alkohol verursachten Schäden verantwortlich, lenken von den schädlichen Produkten und Praktiken der Alkoholkonzerne ab und verstärken den Mythos, dass nur eine kleine Gruppe von Menschen »unverantwortlich« handelt und unter alkoholbedingten Schäden leidet, die ausschließlich als schwere Alkoholabhängigkeit dargestellt werden.

Das Gesamtkonsummodell und das Präventionsparadoxon erklären wissenschaftlich, warum und wie eine Erhöhung der Alkoholsteuer der gesamten Bevölkerung zugute kommt, einschließlich der kleinen Gruppe von Menschen mit hohem Risiko und starkem Alkoholkonsum.

»Verantwortungsvoller Konsum« ‒ der Trick der Alkoholindustrie

Mann in Bar mit Bierflasche

In einer neuen Studie wurden 20 Alkoholkonsument:innen im Alter von 21 bis 63 Jahren zu ihrer Meinung über die Wirksamkeit von Alkoholkennzeichnungen befragt, und es wurde untersucht, ob die Kennzeichnung dazu beitragen kann, den Alkoholkonsum der Menschen zu verringern. Die Befragung ergab, dass die Teilnehmer:innen die Botschaften zum »verantwortungsvollen« Alkoholkonsum als einen Trick der Alkoholindustrie ansahen, um als verantwortungsbewusst wahrgenommen zu werden, ohne konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Die Studienteilnehmer standen den Botschaften zum »verantwortungsvollen« Konsum kritisch gegenüber und fanden es generell schwierig, den Gesundheitsinformationen auf den Produkten der Alkoholindustrie zu vertrauen.

Die Besteuerung von Alkohol ist äußerst wirksam

Umfangreiche Forschungsergebnisse belegen, dass Alkoholsteuern äußerst wirksam sind, um den Alkoholkonsum und die damit verbundenen Schäden und Kosten zu reduzieren. Zu den Belegen gehören:

  • Eine umfassende systematische Auswertung von 50 Studien ergab, dass Alkoholsteuern eine Vielzahl von alkoholbedingten Schäden erheblich reduzieren. Eine Verdopplung der Alkoholsteuer würde Folgendes reduzieren:
    • Alkoholbedingte Sterblichkeit um 35 %,
    • Verkehrstote um 11 %,
    • Sexuell übertragbare Krankheiten um 6 %,
    • Gewalt um 2 % und
    • Kriminalität um 1,4 %.
  • Studien zeigen durchweg, dass höhere Alkoholpreise durch Besteuerung zu einem Rückgang des Konsums führen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet, dass eine Preiserhöhung um 10 % in der Regel folgende Auswirkungen hat:
    • 5 – 8 % Rückgang des Gesamtalkoholkonsums
    • Noch stärkere Reduzierung des Alkoholkonsums bei jungen Menschen
  • Die Erfahrungen Finnlands liefern eindeutige Belege für die Auswirkungen der Alkoholsteuer. Als Finnland 2004 die Alkoholsteuer um 33 % senkte,
    • stieg der Alkoholkonsum um 10 %,
    • stieg die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle um 16 %.
    • Als Reaktion darauf erhöhte Finnland zwischen 2008 und 2012 die Alkoholsteuer fünfmal.
    • Diese Steuererhöhungen führten zu einem Rückgang sowohl des Konsums als auch der alkoholbedingten Todesfälle.
  • Litauen erzielte nach Steuererhöhungen einen deutlichen Rückgang der Gesamtsterblichkeit.

WHO fordert höhere Steuern auf Alkohol und zuckerhaltige Getränke

Ein visuelles Wortspiel mit Würfeln, die in einer Reihe angeordnet sind, wobei der erste Würfel sowohl ein H als auch ein W zeigt, gefolgt von den nächsten fünf Würfeln, die EALTH ergeben, so dass sich die englischen Wörter für ›Gesundheit‹ und ›Wohlstand« abwechseln.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 5. Dezember neue Daten veröffentlicht, die zeigen, dass ungesunde Produkte wie Alkohol und zuckerhaltige Getränke weltweit kaum besteuert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Länder keine Anreize für ein gesünderes Verhalten durch Steuern schafft. Um die Länder zu unterstützen, hat die WHO auch ein technisches Handbuch über die Politik und Verwaltung von Alkoholsteuern veröffentlicht.

Alkoholbesteuerung ist kosteneffizient

Systematische Übersichtsarbeiten bestätigen, dass die Alkoholbesteuerung die kosteneffizienteste Maßnahme der Alkoholpolitik zur Prävention und Reduzierung alkoholbedingter Schäden ist und von der WHO als »Best Buy« bezeichnet wird.

Aufklärung ist wirkungslos

  • Während die Alkoholindustrie Aufklärung als Alternative zur Besteuerung propagiert, zeigen die Erkenntnisse immer wieder, dass Aufklärung allein nicht ausreicht, um alkoholbedingte Schäden zu reduzieren. Aufklärungsmaßnahmen sollten nur als Ergänzung zu bewährten politischen Maßnahmen wie der Besteuerung eingesetzt werden, nicht als Ersatz dafür.
  • Studien zeigen auch, dass einige Aufklärungsinitiativen schädlich sind, beispielsweise solche, die von der Alkoholindustrie durchgeführt werden, da sie Jugendliche irreführen, die Fakten falsch darstellen und Einzelpersonen die Verantwortung zuschreiben, anstelle der umweltbezogenen, kommerziellen, sozialen und anderen Faktoren, die für die alkoholbedingten Schäden verantwortlich sind.

Alkoholindustrie-finanzierte schulische Aufklärungsprogramme für Jugendliche

Schulklasse im Klassenzimmer
Bild von unique hwang auf Pixabay

Die Autor:innen dieser Studie kamen zu dem Schluss, dass von der Alkoholindustrie gesponserte Aufklärungsprogramme für Jugendliche den Interessen der Industrie dienen und einen »moderaten« Konsum fördern, während sie die Kinder angeblich über die Schäden und Einflüsse des Alkoholkonsums aufklären. Bei der Durchführung von Alkoholerziehungsprogrammen, die von der Alkoholindustrie und von zwischengeschalteten Stellen, die solche Mittel erhalten, finanziert werden, bestehen erhebliche Interessenkonflikte.

Die Autor:innen empfehlen, dass die Materialien zur Alkoholaufklärung unabhängig von der Industrie entwickelt werden sollten, auch was die Finanzierung betrifft.

Menschen reagieren auf Alkoholpreiserhöhungen

Eine wegweisende Studie, die 2023 veröffentlicht wurde, zeigte, dass »die Belege für die Preissensitivität bei Alkohol ebenfalls überzeugend sind« – dies gilt für junge Menschen, ältere Erwachsene und verschiedene Geschlechter. Selbst Menschen, die Alkohol in großen Mengen konsumieren, reagieren auf Preisänderungen.

Belege dafür, wie sich Preise auf den Einstieg in den Alkoholkonsum auswirken, zeigen auch, dass höhere Preise den Einstieg verzögern und in gewissem Maße verhindern. Dies kann langfristige Auswirkungen auf das künftige Alkoholkonsumverhalten haben. So haben beispielsweise Personen, die erst in höherem Alter mit dem Alkoholkonsum beginnen, ein geringeres Gesundheitsrisiko.

Alkoholbesteuerung ist ein »Best Buy« der WHO

1 = 8

Return on Investment

Im Jahr 2021 zeigte der Bericht »Leben retten, weniger ausgeben: Argumente für Investitionen in nichtübertragbare Krankheiten« der WHO, dass die kosteneffizienten Lösungen im Bereich der Alkoholpolitik unter allen 16 kosteneffizienten Maßnahmen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten die zweitgrößte Kapitalrendite erzielen.

Eine Investition von 1 US-Dollar in die Umsetzung der drei kosteneffizientesten Maßnahmen zur Alkoholpolitik bringt eine Rendite von mehr als 8 US-Dollar. Der Bericht hebt auch speziell die Besteuerung von Alkohol und Tabak als wirkungsvolle Maßnahmen zur Finanzierung der Prävention von Nichtübertragbaren Krankheiten hervor.

Neuer WHO-Bericht: Alkoholpolitik rentiert sich

Vater mit Sohn auf dem Rücken - Motiv vom Titelbild des WHO-Berichts

Gesunde Menschen senken die Gesundheitskosten, erhöhen die Produktivität und führen zu einem längeren und gesünderen Leben, so ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation.

Der Bericht »Leben retten, weniger ausgeben: Argumente für Investitionen in nichtübertragbare Krankheiten (NCDs)« konzentriert sich auf 76 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Der Bericht erläutert die NCD-Best-Buys und zeigt, wie sich jeder Dollar, der in die Ausweitung der Best-Buy-Maßnahmen in diesen Ländern investiert wird, rentieren könnte.

In Bezug auf die Kapitalrendite zeigt der Bericht, dass die Best-Buy-Lösungen für die Alkoholpolitik die zweitbesten Optionen unter allen 16 NCD-Best-Buys darstellen.

Der Bericht hebt auch die Besteuerung von Alkohol und Tabak als besonders wirksame Maßnahmen zur Finanzierung der NCD-Prävention hervor.

Warum es wichtig ist, den Gesamtalkoholkonsum zu reduzieren

Die besten verfügbaren Erkenntnisse zeigen, dass eine Erhöhung der Alkoholsteuer insgesamt positive Auswirkungen hat.

Das Modell der Gesamtkonsumreduktion als Maßstab für die Wirksamkeit der Alkoholpolitik basiert auf dem Grundsatz, dass eine Verringerung des Gesamtalkoholkonsums einer Bevölkerung zu einer proportionalen Verringerung der alkoholbedingten Schäden führt. Mit sinkendem Gesamtalkoholkonsum in einer Gesellschaft nehmen auch alkoholbedingte Probleme wie Gesundheitsprobleme, soziale Probleme und wirtschaftliche Kosten ab.

Wirtschaftliche Gründe

Ein Rückgang des Pro-Kopf-Alkoholkonsums senkt auch die enormen wirtschaftlichen Kosten, die durch alkoholbedingte Schäden, Produktivitätsverluste, Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt und Wachstumsverluste entstehen. Durch die Reduzierung dieser vermeidbaren alkoholbedingten Kosten können Regierungen Ressourcen einsparen und Mittel für andere Bereiche der öffentlichen Gesundheit umschichten.

Untersuchungen haben durchweg einen starken Zusammenhang zwischen dem Gesamtalkoholkonsum einer Gesellschaft und der Häufigkeit alkoholbedingter Schäden in dieser Gesellschaft gezeigt. Zum Beispiel:

  • Länder mit einem höheren Pro-Kopf-Alkoholkonsum weisen tendenziell höhere Raten an alkoholbedingten Krankheiten, Gewalt und Unfällen auf.
  • Wenn Länder oder Regionen Maßnahmen ergreifen, die den Alkoholkonsum der Bevölkerung wirksam reduzieren (zum Beispiel durch eine Erhöhung der Alkoholsteuer), geht die Zahl der alkoholbedingten Schäden zurück, von Verkehrsunfällen bis hin zu chronischen Gesundheitsproblemen.

Präventionsparadox

Das Präventionsparadoxon in der Alkoholpolitik zeigt, dass es zur Prävention und Reduzierung alkoholbedingter Schäden weitaus wirksamer ist, den Alkoholkonsum der gesamten Bevölkerung ins Visier zu nehmen als sich nur auf Personen mit hohem Risiko oder starke Alkoholkonsument*innen zu konzentrieren.

Zwar sind starke Verbraucher*innen einem höheren individuellen Risiko ausgesetzt, doch bilden sie eine kleinere Gruppe. Die meisten alkoholbedingten Probleme entstehen jedoch durch Verbraucher*innen mit niedrigem und mittlerem Alkoholkonsum, da diese einen weitaus größeren Teil der Bevölkerung ausmachen.

Obwohl Personen, die geringe bis mittlere Mengen Alkohol konsumieren, einem geringeren individuellen Risiko ausgesetzt sind, ist ihr kollektiver Beitrag zu alkoholbedingten Schäden erheblich, darunter Verletzungen, familiäre Probleme und Gesundheitskosten.

Maßnahmen, die sich an die gesamte Bevölkerung richten, wie beispielsweise die Erhöhung der Alkoholsteuer, sind wirksamer, da sie den Schaden auf allen Ebenen des Alkoholkonsums reduzieren. Zwar profitieren auch starke Verbraucher*innen davon, doch der größte gesellschaftliche Effekt ergibt sich aus der Verringerung des Schadens bei Verbraucher*innen mit niedrigem und mittlerem Konsum, die am meisten zur Gesamtbelastung beitragen.

Wichtige Botschaften für Akteur*innen im Bereich der öffentlichen Gesundheit

Wenn Sie die Behauptungen der Alkoholindustrie über die Unwirksamkeit der Alkoholsteuer entlarven und widerlegen, haben Sie diese Möglichkeiten:

  • Erzählen Sie Ihre Geschichte über die von Ihnen angestrebten Veränderungen und die Vorteile einer Erhöhung der Alkoholsteuer für die gesamte Bevölkerung und konkrete Prioritäten der Regierung, wie allgemeine Gesundheitsversorgung, wirtschaftlicher Wohlstand oder Jugendförderung.
  • Betonen Sie, dass die Erhöhung der Alkoholsteuer die kosteneffizienteste Lösung im Bereich der Alkoholpolitik ist, die eine erhebliche Rendite erzielt.
  • Heben Sie die starken wissenschaftlichen Belege hervor, die zeigen, dass Alkoholsteuern sowohl den Alkoholkonsum als auch die Schäden und Kosten auf Bevölkerungsebene reduzieren.
  • Heben Sie hervor, dass Alkoholsteuern sich in verschiedenen Ländern und Kontexten als kosteneffizient erwiesen haben – weshalb sie von der WHO als »Best Buy« der Alkoholpolitik bezeichnet werden.
  • Weisen Sie darauf hin, dass Besteuerung besonders wirksam ist, um Schäden bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen, darunter auch junge Menschen, zu verhindern und zu verringern.

Industriebehauptung Nr. 4
Alkoholsteuern sind regressiv und belasten Verbraucher*innen mit geringerem Einkommen besonders stark

Wie die Alkoholindustrie diese Behauptung präsentiert

In Anlehnung an das Vorgehen der Tabakindustrie stellt die Alkoholindustrie Alkoholsteuern als »unfaire« Belastung für Haushalte mit geringerem Einkommen dar. Sie behauptet, dass diese Steuern einen größeren Anteil des Einkommens ärmerer Familien ausmachen, und stellt die Erhöhung der Alkoholsteuer als regressive Politik dar, die die wirtschaftliche Ungleichheit verschärft.

Die Alkoholindustrie versucht oft, den Anschein zu erwecken, als würde sie die Interessen des »kleinen Mannes« verteidigen, indem sie suggeriert, dass Alkoholsteuern dessen Zugang zu »einfachen Freuden« in unfairer Weise einschränken, während wohlhabende Verbraucher*innen davon unberührt bleiben.

Warum diese Behauptung für politische Entscheidungsträger*innen überzeugend sein könnte

Diese Behauptung findet bei politischen Entscheidungsträger*innen Anklang, da sie scheinbar soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Fairness verteidigt. Sie spielt auf allgemeine Bedenken hinsichtlich politischer Maßnahmen an, die benachteiligte Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig stark treffen könnten.

Die Darstellung von Alkoholsteuern als regressiv kann für politische Entscheidungsträger*innen, die der Verringerung sozioökonomischer Ungleichheit Priorität einräumen oder einkommensschwache Wählergruppen vertreten, besonders überzeugend sein. Diese Behauptung könnte auch dem Wunsch der politischen Entscheidungsträger*innen entsprechen, nicht als Verursacher*innen zusätzlicher finanzieller Belastungen für ohnehin schon finanziell schwache Haushalte wahrgenommen zu werden, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Not.

Beweise gegen diese Behauptung der Industrie

Die Behauptung der Alkoholindustrie, dass Alkoholsteuern regressiv seien, ignoriert wichtige Faktoren:

  • Menschen mit geringem Einkommen erleiden im Vergleich zu wohlhabenderen Menschen einen unverhältnismäßig hohen Schaden pro Liter konsumierten Alkohols.
  • In einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen treten alkoholbedingte Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle häufiger auf, was mitunter zu katastrophalen Gesundheitsausgaben führt.
  • Das bedeutet, dass die Vorteile einer Reduzierung des Alkoholkonsums durch Besteuerung für diese Gruppen größer sind und die Regressivität der Steuer selbst ausgleichen.

Wichtige Botschaften für Akteur*innen im Bereich der öffentlichen Gesundheit

Wenn Sie die Behauptungen der Alkoholindustrie über Regressivität aufdecken und widerlegen, haben Sie diese Möglichkeiten:

  • Erzählen Sie Ihre Geschichte über die von Ihnen angestrebten Veränderungen und die Vorteile einer Erhöhung der Alkoholsteuer für die am stärksten benachteiligten und marginalisierten Menschen und Gemeinschaften.
  • Erzählen Sie, dass Menschen und Gemeinschaften mit niedrigerem sozioökonomischem Status unverhältnismäßig stark von den alkoholbedingten Schäden betroffen sind.
  • Erklären Sie, dass die tatsächliche Belastung für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen nicht durch Alkoholsteuern, sondern durch alkoholbedingte Schäden entsteht.
  • Betonen Sie, dass die Erhöhung der Alkoholsteuer die kosteneffizienteste Lösung im Bereich der Alkoholpolitik ist, die eine erhebliche Rendite erzielt.
  • Betonen Sie, dass einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen den größten gesundheitlichen Nutzen aus Alkoholsteuern ziehen, da sie oft unverhältnismäßig stark von alkoholbedingten Schäden betroffen sind.
  • Heben Sie hervor, dass Steuereinnahmen zur Finanzierung von Dienstleistungen verwendet werden können, von denen einkommensschwache Bevölkerungsgruppen profitieren und die somit die Gesundheit und soziale Gerechtigkeit fördern.
  • Betonen Sie, dass die Prävention und Reduzierung von alkoholbedingten Schäden dazu beiträgt, wirtschaftliche Ungleichheit zu bekämpfen, anstatt sie zu verschärfen.

Der vierfache Gewinn der Alkoholsteuer

Die Alkoholbesteuerung ist eine finanzpolitische Maßnahme und ein wirkungsvolles, bewährtes Instrument zur Transformation von Gesellschaften. Das volle Potenzial einer Erhöhung der Alkoholsteuer lässt sich am besten anhand ihrer vierfachen Vorteile verdeutlichen:

  1. Schäden verhindern und reduzieren: Die Erhöhung der Alkoholsteuer ist die kostengünstigste Maßnahme der Alkoholpolitik, um den Alkoholkonsum der Bevölkerung und die damit verbundenen vielfältigen Schäden und Kosten – Gewalt, Verletzungen, Krebs, Leber- und Herzerkrankungen, psychische Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle – direkt zu senken. Sie verhindert Leid, rettet Leben und schützt Familien und Gemeinschaften.
  2. Einnahmen generieren: Die Besteuerung von Alkohol ist eine kosteneffiziente Maßnahme für Regierungen, um die inländischen Einnahmen zu steigern. Das Potenzial der Alkoholsteuer, zuverlässige und erhebliche Einnahmen zu generieren, übersteigt oft das von Steuern auf Tabak oder zuckerhaltige Getränke.
  3. Finanzierung von Prioritäten im Gesundheits- und Entwicklungsbereich: Die erzielten Einnahmen können zweckgebunden oder strategisch für die Finanzierung von Gesundheitssystemen, Präventions- und Gesundheitsförderungsprogrammen, Bildung oder anderen wichtigen öffentlichen Dienstleistungen, wie einer besseren Durchsetzung und wissenschaftlichen Bewertung von Alkoholpolitiken, verwendet werden. Auf diese Weise trägt die Alkoholsteuer zur Finanzierung öffentlicher Güter und zur menschlichen Entwicklung bei.
  4. Förderung von gesundheitlicher Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit: Die schädlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums betreffen unverhältnismäßig stark Menschen in benachteiligten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen mit niedrigem sozioökonomischem Status. Die Prävention und Reduzierung alkoholbedingter Schäden kommt ihnen am meisten zugute, und die Umleitung von Einnahmen in öffentliche Güter trägt zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten bei. Die Alkoholbesteuerung ist eine rechtsbasierte, auf Chancengleichheit ausgerichtete Politik, die soziale Gerechtigkeit fördert und den Sozialvertrag stärkt, indem sie das Wohlergehen der Menschen über die Profitinteressen der Alkoholindustrie stellt.

Mehrheit unterstützt höhere Alkoholbesteuerung

Die Mehrheit der über 18-jährigen Bevölkerung in Deutschland befürwortet grundsätzlich eine Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer und ist der Meinung, dass die Einnahmen komplett oder zumindest teilweise an die gesetzlichen Krankenkassen gehen sollten. Dies geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Forsa-Umfrage hervor, die im Auftrag der IKK classic vom 22. bis 26. Mai 2025 mit 1.004 Personen über 18 Jahren durchgeführt wurde.

Mehrheit befürwortet Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer

Infografik mit Balkendiagramm vor der Deutschlandflagge: Dargestellt ist der Steueranteil am Endverkaufspreis (außer Haus) in Deutschland 2020. Bier: 3,9 Prozent, Wein: 0,0 Prozent, Spirituosen: 31,3 Prozent, Tabak (Zigaretten): 63,5 Prozent – damit ist der Steueranteil bei Tabak am höchsten, gefolgt von Spirituosen, während Bier und Wein kaum beziehungsweise keine Verbrauchsteuer enthalten.

Die Mehrheit der über 18-jährigen Bevölkerung in Deutschland befürwortet grundsätzlich eine Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer und ist der Meinung, dass die Einnahmen komplett oder zumindest teilweise an die gesetzlichen Krankenkassen gehen sollten. Dies geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Forsa-Umfrage hervor, die im Auftrag der IKK classic vom 22. bis 26. Mai 2025 mit 1.004 Personen über 18 Jahren durchgeführt wurde.

Deutschland ist bei der Präventionspolitik deutlich schlechter aufgestellt als viele andere europäische Länder – und das, obwohl der Druck auf das Gesundheits- und Sozialsystem weiter wächst.«
Public Health Index 2025 (PHI)
Eine Lancet-Studie macht dafür vor allem mangelnden politischen Willen, starken Lobbyeinfluss und eine zu geringe Nutzung wissenschaftlicher Evidenz verantwortlich – obwohl viele der wirksamsten Maßnahmen in der Bevölkerung breite Unterstützung finden. Gleichzeitig zeigt der Blick nach Europa, dass Länder mit hoher Krankheitslast wie Großbritannien oder Litauen gerade deshalb entschlossene Präventionsstrategien entwickeln und damit im PHI gut abgeschnitten haben. In Deutschland bleiben solche Maßnahmen trotz ähnlich großer Herausforderungen bislang aus. Für eine erfolgreiche Präventionspolitik braucht es daher vor allem ein parteiübergreifendes Bekenntnis für eine umfassende Präventionspolitik entlang der WHO-Empfehlungen. Demnach sollte das gesunde Verhalten durch unterstützende Umgebungen im Alltag leichter gemacht werden.«
Public Health Index 2025

In Sachen Alkoholpolitik liegt Deutschland auf den hintersten Rängen

Rückansicht der Beine eines Läufers bei einem Marathon, mit Fokus auf die orangefarbene Sohle des Laufschuhs, der sich gerade vom Boden abhebt.

In puncto Alkoholpolitik ist Deutschland eines der Schlusslichter in Europa. Niedrige Steuern, ständige Verfügbarkeit und allgegenwärtige Werbung machen Alkohol hierzulande besonders attraktiv. Wie sich der Konsum von Alkohol wirksam eindämmen lässt, zeigen Norwegen, Finnland, Schweden sowie Litauen.

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Titelseite 'Countering Alcohol Industry Opposition to Alcohol Taxes'.

Quelle: MOVENDI International

Übersetzt mit www.DeepL.com