Titelbild des ESPAD-Videoclips zum Bericht 2019

Rauchen und Alkoholkonsum unter 15- bis 16-jährigen Schülern zeigen Anzeichen eines Rückgangs, aber es gibt Bedenken über den potenziell riskanten Cannabiskonsum und die Herausforderungen, die durch neue Suchtverhaltensweisen entstehen. Dies sind einige der Ergebnisse, die heute in einem neuen Bericht der Europäischen Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs, ESPAD) veröffentlicht wurden. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit der EU-Drogenbehörde (EMCDDA) veröffentlicht wurde, basiert auf einer Umfrage aus dem Jahr 2019 in 35 europäischen Ländern, darunter 25 EU-Mitgliedstaaten.

Dies ist die siebte Datenerhebungswelle, die das ESPAD-Projekt seit 1995 durchführt. Insgesamt nahmen 99.647 Schüler an der letzten Erhebungsrunde teil und beantworteten einen anonymen Fragebogen. Der ESPAD-Report 2019 enthält Informationen zu den Erfahrungen und Wahrnehmungen der Schüler in Bezug auf eine Vielzahl von Substanzen, darunter Tabak, Alkohol, illegale Drogen, Inhalationsmittel, Medikamente und neue psychoaktive Substanzen (NPS). Die Nutzung sozialer Medien, Glücksspiele und Gaming werden ebenfalls behandelt.

Um mit den neuen Risikoverhaltensweisen junger Menschen in Europa Schritt zu halten, wird der ESPAD-Fragebogen ständig angepasst, um neue Themen aufzunehmen, während eine Reihe von Kernfragen beibehalten wird, um langfristige Trends zu verfolgen.

Um die gegenwärtigen Muster des Nikotinkonsums besser zu beschreiben, wurde der Umfang der Erhebung 2019 erweitert, um erstmals in allen teilnehmenden Ländern das Rauchen von E-Zigaretten zu erfassen. Außerdem wurden Screening-Instrumente eingesetzt, um Risikoverhaltensweisen zu erfassen, darunter problematisches Glücksspiel, risikoreicher Cannabiskonsum und selbst wahrgenommene Probleme bei der Nutzung sozialer Medien und beim Computerspielen1.

Rückgang von Alkoholkonsum und Zigarettenrauchen bei Jugendlichen und neue Erkenntnisse über den Gebrauch von E-Zigaretten

Der Alkoholkonsum unter Jugendlichen in Europa ist nach wie vor hoch: Im Durchschnitt haben mehr als drei Viertel (79 %) der Schüler in ihrem Leben Alkohol konsumiert und fast die Hälfte (47 %) hat ihn im letzten Monat konsumiert (»aktueller Konsum«)2. Die Trenddaten3 zeigen jedoch einen stetigen Rückgang, wobei die Werte jetzt niedriger sind als im Jahr 2003, als beide Spitzenwerte von 91 % beziehungsweise 63 % erreicht wurden.

Die Prävalenz des »starken episodischen Alkoholkonsums«4 erreichte in der Erhebung 2019 ihren niedrigsten Stand (35 %), nachdem sie 2007 einen Höchststand erreicht hatte (43 %). Die Daten zeigen, dass sich die geschlechtsspezifische Diskrepanz bei der Prävalenz dieses Musters des Alkoholkonsums im Laufe der Zeit verringert hat (Jungen 36 %; Mädchen 34 %). Änderungen der Alkoholverordnungen auf nationaler Ebene könnten zum Rückgang des Alkoholkonsums unter Jugendlichen beigetragen haben.

Positive Entwicklungen sind auch in Bezug auf das Rauchen von Jugendlichen zu beobachten, vor dem Hintergrund der in den letzten zwei Jahrzehnten eingeführten tabakpolitischen Maßnahmen. Zwischen 1995 und 2019 sanken die ESPAD-Durchschnittswerte für den Zigarettenkonsum für den Lebenszeitkonsum (von 68 % auf 42 %), den aktuellen Konsum (von 33 % auf 20 %) und den täglichen Konsum (von 20 % auf 10 %). Die neuen Daten zeigen eine hohe Prävalenz des Rauchens von E-Zigaretten – 40 % für den Lebenszeitkonsum und 14 % für den Konsum im letzten Monat –, wobei diejenigen, die noch nie Zigaretten geraucht haben (»Nie-Raucher«), höhere Raten für dieses Verhalten berichten als »Gelegenheitsraucher« und »regelmäßige Raucher«. Obwohl die Studie den Inhalt von E-Zigaretten nicht untersuchte, ist es wahrscheinlich, dass ein hoher Anteil dieser Geräte Nikotin enthält und dass der Nikotinkonsum unter Jugendlichen insgesamt wieder ansteigen könnte. Dieses Thema erfordert angesichts der möglichen Folgen für die öffentliche Gesundheit weitere Untersuchungen.

Illegaler Drogenkonsum rückläufig, aber Besorgnis über risikoreichen Cannabiskonsum, verschreibungspflichtige Medikamente und NPS

Die jüngste Erhebung zeigt, dass im Durchschnitt jeder sechste Schüler (17 %) angibt, mindestens einmal in seinem Leben eine illegale Droge konsumiert zu haben, wobei die Werte in den ESPAD-Ländern stark variieren (Bandbreite: 4,2 %–29 %). Die Lebenszeitprävalenz des Konsums illegaler Drogen in dieser Gruppe ist seit 2011 leicht rückläufig, obwohl sie in den letzten zwei Jahrzehnten im Allgemeinen stabil war.

Cannabis ist nach wie vor die am häufigsten von Schülern in den ESPAD-Ländern konsumierte illegale Droge. Im Durchschnitt gaben 16 % der Befragten an, mindestens einmal im Leben Cannabis zu konsumieren (11 % im Jahr 1995), während 7,1 % den Konsum im letzten Monat angaben (4,1 % im Jahr 1995). Der Lebenszeitkonsum ist seit 2011 langsam zurückgegangen, während sich der Konsum im letzten Monat seit 2007 stabilisiert hat. Der risikoreiche Cannabiskonsum, der in der Erhebung 2019 zum ersten Mal in allen teilnehmenden Ländern untersucht wurde, ergab, dass durchschnittlich 4 % der Befragten in diese Kategorie fallen und potenziell gefährdet sind, cannabisbezogene Probleme zu entwickeln. Das Verständnis und die Überwachung dieses Phänomens sind wichtig für die Formulierung von Präventionsmaßnahmen.

Der nicht-medizinische Gebrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten unter Jugendlichen bleibt ein Problem. So gaben 6,6 % der Befragten an, in ihrem Leben Beruhigungs- oder Schlafmittel und 4 % Schmerzmittel konsumiert zu haben, um »high« zu werden. Im Durchschnitt gaben 3,4 % der Schüler an, in ihrem Leben neue psychoaktive Substanzen (NPS) konsumiert zu haben – ein leichter Rückgang gegenüber 4 % im Jahr 2015, aber immer noch ein höherer Konsum als bei Amphetamin, Ecstasy, Kokain oder LSD für sich genommen. Fast alle NPS-Konsumenten sind Polysubstanzkonsumenten (die auch Alkohol, Cannabis und Stimulanzien konsumieren). Das anhaltende Auftreten von NPS- und Polysubstanzkonsum unter NPS-Konsumenten unterstreicht die Notwendigkeit einer genauen Überwachung.

Glücksspiel, Computerspiele und soziale Medien – Wachsamkeit erforderlich

In dem Bericht heißt es: »Der hohe Grad an Normalisierung des Glücksspiels in der Gesellschaft und die Kultur des Glücksspiels im familiären Umfeld wurden als wichtige Triebkräfte für den Beginn des Glücksspiels und den Übergang von Jugendlichen in das problematische Glücksspiel erkannt«. Die ESPAD-Ergebnisse 2019 zeigen, dass das Glücksspiel um Geld unter Schülern in Europa zu einer beliebten Aktivität geworden ist: 22 % der Befragten gaben an, in den letzten zwölf Monaten mindestens ein Spiel gespielt zu haben (vor allem Lotterien). Schätzungsweise 7,9 % der Schüler haben in diesem Zeitraum online um Geld gespielt. Das Screening-Tool, das in der letzten Umfrage zur Einschätzung von problematischem Glücksspiel verwendet wurde, ergab, dass im Durchschnitt 5 % der Schüler, die in den letzten zwölf Monaten gespielt hatten, in diese Kategorie fielen.

In den letzten zwei Jahrzehnten, hauptsächlich angetrieben durch die zunehmende Popularität von Smartphones und Tablets, sind Computerspiele immer beliebter geworden und werden zunehmend auf diesen Geräten gespielt. Rund 60 % der Befragten gaben an, innerhalb des letzten Monats an einem typischen Schultag digitale Spiele gespielt zu haben (69 % an einem Nicht-Schultag). In den meisten Ländern verbringen Jungen doppelt so viel Zeit mit Spielen wie Mädchen.

Rund 94 % der Befragten gaben an, in der vergangenen Woche soziale Medien genutzt zu haben. Im Durchschnitt verbrachten die Nutzer an einem typischen Schultag 2 bis 3 Stunden mit sozialen Medien, an Nicht-Schultagen waren es sogar 6 oder mehr Stunden. In den meisten Ländern gaben Mädchen an, soziale Medien an schulfreien Tagen häufiger zu nutzen als Jungen.

Der Bericht kommt zu dem Schluss:

»Mit der Datenerhebung 2019 bringt ESPAD vergleichbare Informationen aus über 30 europäischen Ländern über einen Zeitraum von 24 Jahren zusammen. Dies versetzt das Projekt in eine einzigartige Position, um weiterhin einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung glaubwürdiger und effektiver Politiken und Interventionen zum Schutz der Jugendgesundheit und des sozialen Wohlbefindens im Allgemeinen zu leisten«.

ESPAD (www.espad.org) ist ein kollaboratives Netzwerk unabhängiger Forschungsteams in über 40 europäischen Ländern und das weltweit größte länderübergreifende Forschungsprojekt zum Substanzkonsum von Jugendlichen. Es wird vom italienischen ESPAD-Team beim Nationalen Forschungsrat von Italien (CNR-IFC) koordiniert.
Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht EBDD (www.emcdda.europa.eu) ist eine dezentrale EU-Agentur mit Sitz in Lissabon, die der EU und ihren Mitgliedstaaten sachliche, objektive, verlässliche und vergleichbare Informationen über Drogen und Drogensucht sowie deren Folgen zur Verfügung stellt, um die politische Entscheidungsfindung und die Praxis zu unterstützen.

1 Screening-Tools: die CAST-Skala für Cannabis (Legleye et al., 2007, 2011); der Lie/Bet-Fragebogen für Glücksspiel (Johnson et al., 1997); und ein angepasstes Screening-Tool für soziale Medien und Gaming (basierend auf Holstein et al., 2014).

2 Die in dieser Pressemitteilung angegebenen Prozentsätze sind ESPAD-Durchschnittswerte (nicht gewichteter Durchschnitt der nationalen Durchschnittswerte).

3 Für die zeitlichen Trends von ESPAD wurden die Länderschätzungen über 30 Länder mit gültigen Schätzungen zu mindestens vier (einschließlich 2019) von sieben Zeitpunkten gemittelt.

4 Fünf oder mehr Getränke bei mindestens einer Gelegenheit in den letzten 30 Tagen.