Weserstadion Bremen, Blick auf TribüneBild von Werderfan10b, CC BY-SA 3.0, Link

Diese Woche befasst sich das EU-Parlament mit einem »Verbot von Alkoholsponsoring im Sport«. Es gehört zu einem Paket des ehrgeizigen EU-Krebsbekämpfungsplans, den ein entsprechender Ausschuss (BECA) den Abgeordneten zur Abstimmung vorlegt.

Der Bremer Initiative »bcgh – für ein Alkoholwerbeverbot im sportlichen Bereich« gehören Ärzt:innen und Gesundheitsforscher:innen an. Sie fordert bereits seit mehreren Jahren ein Werbeverbot für Alkohol im Sport – vor allem mit Blick auf die Kinder und Jugendlichen.

Den EU-Plan unterstützt die bcgh, auch wenn eine Umsetzung noch Jahre dauert. Bremen könnte aber auf Landesebene schon etwas tun: etwa eine Bannmeile für Alkohol-Werbung in und um Sportstätten – wo Kinder und Jugendliche Sport treiben oder ihren Idolen zuschauen, auch im Weserstadion.

Europäisches Parlament betont zur Krebsbekämpfung die Rolle der Alkoholpolitik

BECA-Berichterstatterin Véronique Trillet-Lenoir

Am 9. Dezember hat der Sonderausschuss des Europäischen Parlaments zur Krebsbekämpfung (BECA) seine endgültigen Vorschläge zur Stärkung der Rolle der Europäischen Union (EU) im Kampf gegen den Krebs angenommen. Zwei dieser Vorschläge befassen sich speziell mit der Rolle des Alkohols bei der Entstehung von Krebs.

Der Bericht beleuchtet verschiedene Aspekte alkoholpolitischer Maßnahmen, die von der Einführung von Gesundheitswarnungen auf alkoholischen Getränken über die Erkenntnis, dass es kein sicheres Maß an Alkoholkonsum gibt, bis hin zum Verbot von Alkoholsponsoring im Sport reichen.

Gemeinsamer Aufruf an die Europa-Abgeordneten zur Unterstützung des BECA-Berichts bei der Abstimmung im Europäischen Parlament

Plenarsaal des Europaparlaments

In einem gemeinsamen Schreiben, das von der Europäischen Allianz gegen chronische Krankheiten (ECDA) initiiert wurde, fordern neun europäische Gesundheitsorganisationen, darunter Eurocare, die Abgeordneten des Europäischen Parlaments auf, den Bericht ohne Abstriche an den Empfehlungen zur Krebsprävention anzunehmen. Die Abstimmung im Plenum über den vom Sonderausschuss des Europäischen Parlaments zur Krebsbekämpfung (BECA-Ausschuss) erarbeiteten Bericht wird für den 15. Februar erwartet.

Hans-Werner Bertelsen, Zahnarzt, Martin Claßen, Chefarzt im Eltern-Kind-Zentrum am Klinikum Mitte, Uni-Professor Gerd Glaeske sowie der Vorsitzende der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin, Hans-Iko Huppertz, gründeten diese Initiative.

Sport und Alkohol, das ist eine unheilvolle Verknüpfung«, betonen sie.

Sie verweisen auf Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der wegen des Suchtrisikos von Glücksspielen ein Werbeverbot für Sportwetten durchsetzen will.

Einer muss anfangen. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen, exzessiven Alkoholkonsum gesellschaftlich zu ächten, Suchtkarrieren zu verhindern«,
so die bcgh-Iniatoren laut Weser-Kurier.

Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) unterstützt diesen Vorschlag. Alkoholprävention würde dadurch in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Ich begrüße dieses einheitliche europäische Vorgehen der Regelung im Bereich Alkohol-Sponsoring und -Werbung im Sport«,
Claudia Bernhard laut Weser-Kurier.

Auch Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) findet den Vorschlag im Grundsatz gut: Schließlich ist wissenschaftlich belegt, dass Alkoholsponsoring bei jungen Menschen eine positive Haltung zum Alkoholkonsum fördert. Das gilt natürlich auch für Alkoholwerbung in anderen Zusammenhängen.

Insgesamt sehen wir Probleme bei der Umsetzung eines sportspezifischen Verbots von Alkohol-Sponsoring, vor allem hinsichtlich der Abgrenzung zwischen Werbung im Umfeld des Sports und direktem Sponsoring,« so Stahmann-Sprecher Bernd Schneider laut Weser-Kurier.
Kinder ohne Tabak-Initative twittert am 13.2.2022: Tausend Dank! mit Blumenstrauß-Grafik

Die Bevölkerung ist da oft der Politik bereits voraus. In der Schweiz stimmten am 13. Februar 2022 in einem Volksentscheid 56,6 % für ein Verbot der Tabakwerbung, die Kinder und Jugendliche erreicht. Und bei einer EU-weiten Umfrage 2009 stimmten 80 % der Befragten einem Werbeverbot für Alkohol zu.

Balkendiagramm zur EU-Umfrage zu Alkoholwerbeverbot

Alkohol ist Risikofaktor für viele Erkrankungen: für Krebs, Herz-Kreislauf-Leiden und Suchterkrankungen. Dass ein Werbeverbot für ein krankmachendes Produkt überhaupt diskutiert werden muss, ist schon bizarr – viel eher sollten doch die Produzent:innen und Händler:innen dafür um Sonder-Erlaubnis bitten müssen.

In keinem Bundesland gibt es so viele alkoholkranke Menschen wie in Bremen: Laut einer aktuellen Studie der Krankenkasse Barmer diagnostizierten Ärzt:innen bei 22 je 1000 Personen eine Alkoholabhängigkeit – gegenüber dem Bundesschnitt von 14 Alkoholkranken.

Auch bei den Klinikaufenthalten spielt Alkohol im Land Bremen eine traurige, herausragende Rolle, wie der Landesgesundheitsbericht 2019 zeigt: Den häufigsten Behandlungsanlass im Krankenhaus für Männer stellten danach psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol mit 8,1 Fällen pro 1000 dar. Bei Frauen waren es 3,1 Fälle, Platz acht in der Statistik. Die Raten lagen jeweils deutlich über dem Bundesschnitt.

Quelle: Weser-Kurier