Eine majestätische Eislandschaft mit großen Eisbergen und Gletschern, die in einem tiefblauen Gewässer schwimmen. Im Hintergrund sind schneebedeckte Berge und Wolken zu sehen.

Die nordischen Alkoholmonopole, Geschäfte, die das ausschließliche Recht zum Verkauf der meisten alkoholischen Getränke in Finnland, Island, Norwegen, Schweden und auf den Färöern besitzen, haben zu einem relativ geringen Alkoholkonsum und einer Verringerung alkoholbedingter Schäden in den nordischen Ländern beigetragen. Dieser Teil Europas ist seit jeher für schädliche Alkoholkonsummuster und damit verbundene hohe Schäden bekannt.

Der Alkoholkonsum in der Europäischen Union (EU) ist seit über einem Jahrzehnt weitgehend unverändert geblieben, wodurch die EU weltweit die Subregion mit dem höchsten Alkoholkonsum ist. Die EU ist derzeit nicht auf dem Weg, die globalen und regionalen Ziele zur Reduzierung des Alkoholkonsums zu erreichen.

Um dem entgegenzuwirken, untersucht die Fachwelt im Bereich der öffentlichen Gesundheit bewährte Verfahren in EU-Ländern, in denen der Alkoholkonsum zurückgegangen ist oder auf einem relativ niedrigen Niveau gehalten werden konnte.

Informationsgrafik zum Alkoholverkauf in Finnland, Island, Norwegen, Schweden und auf den Färöer-Inseln. Der Text besagt, dass Alkohol dort nicht in normalen Supermärkten erhältlich ist, sondern über staatliche Monopole verkauft wird, die die Gesundheit über Profite priorisieren. Enthält Logos der WHO und der Europäischen Union.
In Finnland, Island, Norwegen, Schweden und auf den Färöer-Inseln kann man keinen Alkohol in normalen Lebensmittelgeschäften kaufen. Ihre staatlich kontrollierten Alkoholmonopole verkaufen die meisten alkoholischen Getränke auf eine Weise, die die Gesundheit gegenüber Gewinnen priorisiert!

Titelseite 'Nordic alcohol monopolies: understanding their role in a comprehensive alcohol policy and public health significance'.

Der neue Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa »Nordic alcohol monopolies: understanding their role in a comprehensive alcohol policy and public health significance« (Alkoholmonopole in den nordischen Ländern: ihre Rolle in einer umfassenden Alkoholpolitik und ihre Bedeutung für die öffentliche Gesundheit) stellt ein umfassendes Modell vor, das in den nordischen Ländern angewendet wird und von anderen EU-Ländern übernommen werden könnte.

Ein Modell zur Schadensminderung

Im Gegensatz zu gewinnorientierten Modellen für den Verkauf von Alkohol beschränkt der nordische Ansatz (mit Ausnahme von Dänemark und Grönland) die Verfügbarkeit von Alkohol und minimiert den kommerziellen Einfluss, indem er Einzelhändler*innen den Verkauf stärkerer alkoholischer Getränke untersagt.

Staatliche Monopole – ÁTVR in Island (mit Vínbúðin als Einzelhandelsgeschäft für Alkohol), Systembolaget in Schweden, Alko in Finnland, Rúsdrekkasøla Landsins auf den Färöern und Vinmonopolet in Norwegen – haben eine klare Aufgabe: den Schutz der öffentlichen Gesundheit vor dem Profit.

Balkendiagramm zum Alkoholkonsum in europäischen Ländern: Der EU-Durchschnitt liegt bei 11 Litern pro Kopf, Schweden bei 9,3 Litern, Finnland bei 9,2 Litern, Island bei 8,1 Litern und Norwegen bei 6,8 Litern. Die Grafik zeigt, dass der Alkoholkonsum in nordischen Ländern mit staatlichen Alkoholmonopolen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Im Hintergrund ist eine winterliche Landschaft mit Eis und Wasser zu sehen.
In nordischen Ländern mit staatlichen Alkoholmonopolen liegt der Konsum unter dem EU-Durchschnitt. Gezeigt wird der Pro-Kopf-Verbrauch reinen Alkohols in Litern für Erwachsene (15+): EU 11,0; Schweden 9,3; Finnland 9,2; Island 8,1; Norwegen 6,8.

Mit Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Verkaufsstellen, der Verkaufszeiten und ‑tage, strengen Kontrollen der Altersbeschränkungen und dem Verbot von Marketing und Preisnachlässen legen diese Monopole den Schwerpunkt auf die Handhabung von Alkohol als Produkt mit inhärenten Risiken, anstatt ihn wie ein gewöhnliches Konsumgut zu behandeln.

Dieser Ansatz, bei dem die öffentliche Gesundheit im Vordergrund steht, ist ein hervorragendes Beispiel für eine wirksame Alkoholpolitik.«
Dr. Carina Ferreira-Borges, Regionalberaterin für Alkohol, illegale Drogen und Gesundheit im Strafvollzug bei der WHO/Europa

»Länder mit staatlichen Monopolen weisen einen geringeren Pro-Kopf-Alkoholkonsum als der EU-Durchschnitt auf und haben im Allgemeinen niedrigere Raten alkoholbedingter Schäden, die von Lebererkrankungen, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu Verletzungen und Ertrinkungsfällen reichen.«

Herausfordernde Belastungen und Bedrohungen

Trotz der starken öffentlichen Unterstützung der Monopole und ihrer nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteile deuten jüngste Gesetzesinitiativen in mehreren nordischen Ländern auf eine mögliche Privatisierung des Alkoholverkaufs im Einzelhandel hin, die die Erfolge der öffentlichen Gesundheit aus Jahrzehnten zunichte machen könnte.

Blau getöntes Hintergrundbild mit Wolken und Meer. In einem weißen Rahmen steht ein Zitat von Dr. Carina Ferreira-Borges, Regionalberaterin für Alkohol, illegale Drogen und Gefängnisgesundheit beim WHO-Regionalbüro für Europa: Die nordischen Alkoholmonopole sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Einzelhandelsmodell für Alkohol die öffentliche Gesundheit über den Profit stellen, Schäden reduzieren und die Volksgesundheit verbessern kann. Ihr Ansatz entspricht den evidenzbasierten Strategien der WHO, was sie zu einem Modell macht, von dem andere Regionen lernen können.
Zitat von Dr. Carina Ferreira-Borges, Regionalberaterin für Alkohol, illegale Drogen und Gefängnisgesundheit beim WHO-Regionalbüro für Europa: Die nordischen Alkoholmonopole sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Einzelhandelsmodell für Alkohol die öffentliche Gesundheit über den Profit stellen, Schäden reduzieren und die Volksgesundheit verbessern kann. Ihr Ansatz entspricht den evidenzbasierten Strategien der WHO, was sie zu einem Modell macht, von dem andere Regionen lernen können.

In Finnland beispielsweise haben jüngste politische Änderungen den Verkauf eines Großteils alkoholischer Getränke außerhalb von Monopolgeschäften ermöglicht, und es finden derzeit Konsultationen über die Zulassung von Alkohollieferungen nach Hause statt. In Schweden wird in einem neuen Gerichtsverfahren das ausschließliche Recht des Monopols auf Online-Verkäufe angefochten, während Gesetzesvorschläge den Verkauf alkoholischer Getränke durch landwirtschaftliche Betriebe zulassen würden.

Es gibt eindeutige Belege dafür, dass die Struktur des Alkoholvertriebssystems im Einzelhandel – also wie, wann und wo Alkohol verkauft wird – einen erheblichen Einfluss auf den Alkoholabsatz hat«, fügt Dr. Ferreira-Borges hinzu. »Staatliche Monopole für den Verkauf von Alkohol im Einzelhandel außerhalb von Gaststätten haben nachweislich zu einem Rückgang des Alkoholkonsums geführt, während die Privatisierung des Alkoholverkaufs tendenziell zu einem Anstieg des Konsums führt.«

Zwei bedeutende Privatisierungsereignisse aus der Praxis veranschaulichen, wie die Zulassung des Alkoholverkaufs in Lebensmittelgeschäften in den 1960er Jahren in Finnland und Schweden historisch zu einem Anstieg des Konsums und damit verbundenen Problemen geführt hat. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die strenge Regulierung der Verfügbarkeit von Alkohol durch die nordischen Monopole und die Abschaffung von Werbung und Marketing in Verkaufsstellen, einschließlich Online-Shops, wesentliche Faktoren sind, die zu einem Rückgang des Alkoholkonsums in der Bevölkerung der jeweiligen Länder beitragen.

»Die WHO/Europa betont, dass eine Ausweitung der Verfügbarkeit von Alkohol die positiven Indikatoren für die öffentliche Gesundheit, die die nordischen Länder durch jahrzehntelange Kontrollen des Alkoholverkaufs erreicht haben, zunichte machen könnte«, schließt Dr. Ferreira-Borges.

Ein globales Best-Practice-Modell in Gefahr

Die nordischen Alkoholmonopole dienen weltweit als Vorbild und zeigen die Vorteile einer Anerkennung von Alkohol als schädliches Produkt mit erheblichen sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen, das spezifische Managementansätze erfordert.

Sie stehen in engem Einklang mit den drei von der WHO empfohlenen »Best Buys« (bezahlbare, durchführbare und kosteneffiziente Interventionsstrategien) zur Alkoholkontrolle: Erhöhung der Steuern/Preise, Einschränkung der Verfügbarkeit und Einschränkung der Werbung. Diese haben sich durchweg als die wirksamsten Mittel zur Verringerung alkoholbedingter Schäden in großem Maßstab erwiesen.

Die WHO/Europa fordert die Regierungen in der Region auf, Gesundheit vor Profit zu stellen und dem Druck zur Privatisierung zu widerstehen, der ein weltweit anerkanntes Modell zur Verringerung alkoholbedingter Schäden und zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu zerstören droht.

Zusammenfassung des Berichts:

Rettet das schwedische Alkohol-Einzelhandels­monopol!

Systembolaget-Filiale im Einkaufszentrum Kungens kurva in Huddinge nahe Stockholm.Bild von Dmitry_G, Public Domain, via Wikimedia Commons

Das schwedische Einzelhandelsmonopol für Alkohol, auch Systembolaget genannt, ist eine der vertrauenswürdigsten und beliebtesten Institutionen des Landes. Die Menschen in Schweden schätzen die Dienstleistungen des Systembolaget und wissen, warum es existiert und welchen Nutzen es für die Gesellschaft hat.

Aufgedeckt: Finnischer Hofverkauf von Alkohol ist privates Monopol

Karte skandinavischer Alkoholmonopole

Die schwedische Regierung hat beschlossen, eine dritte Untersuchung zur Frage des Alkohol-»Hofverkaufs« einzuleiten. Während die Debatte über »Hofverkäufe« und das staatliche Alkohol-Einzelhandelsmonopol wieder aufflammt, tauchen in den Diskussionen altbekannte Vergleiche mit Finnland auf.