Verschwommenes Bild einer großen Menschenmenge bei einer Veranstaltung. Viele Personen stehen dicht beieinander, erkennbar an verschiedenfarbiger Kleidung in Rot, Pink, Blau und anderen Farben. Die bewusste Unschärfe lässt keine individuellen Gesichter erkennen.

Politische Entscheidungsträger*innen haben die Möglichkeit, Maßnahmen auf Systemebene zu ergreifen, die den Menschen Kosten oder Einschränkungen auferlegen können, um gesellschaftlich wünschenswerte Ergebnisse zu erzielen. Ein häufiges Problem bei Maßnahmen auf Systemebene ist jedoch, dass sie psychologische Reaktanz hervorrufen und damit die Akzeptanz und Unterstützung in der Bevölkerung untergraben können.

Die Forscher untersuchen die zeitliche Dynamik der Reaktanz gegenüber Maßnahmen auf Systemebene. Anhand von Umfrage- und Versuchsdaten liefern sie kausale Belege dafür, dass die psychologische Reaktanz gegenüber Maßnahmen auf Systemebene in der Planungsphase größer ist als nach deren Umsetzung. Sie bieten eine Erklärung für dieses Phänomen und schlagen Strategien zur Abschwächung der psychologischen Reaktanz gegenüber Maßnahmen auf Systemebene vor, die politischen Entscheidungsträger*innen dabei helfen können, solche Maßnahmen zu konzipieren und Unterstützung dafür zu gewinnen, wenn sie zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen als notwendig erachtet werden.

Autor*innen: Armin Granulo, Christoph Fuchs und Robert Böhm

Zitierung: A. Granulo, C. Fuchs, & R. Böhm, Psychological reactance to system-level policies before and after their implementation, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 122 (18) e2409907122, https://doi.org/10.1073/pnas.2409907122 (2025).

Quelle: PNAS

Datum der Veröffentlichung: 1. Mai 2025

Zusammenfassung

Regierungen müssen wirksame politische Maßnahmen entwickeln und umsetzen, um drängende gesellschaftliche Probleme unserer Zeit wie den Klimawandel und globale Pandemien anzugehen. Während einige politische Maßnahmen darauf abzielen, das Denken und Verhalten des Einzelnen zu ändern (zum Beispiel Informationsmaßnahmen, Verhaltensnudging), beinhalten andere systemische Veränderungen (zum Beispiel Fahrverbote, Impfpflichten). Politische Entscheidungsträger*innen könnten systemische Maßnahmen ergreifen, um gesellschaftlich wünschenswerte Ergebnisse zu erzielen, sehen jedoch oft davon ab, weil sie mit Widerstand in der Bevölkerung rechnen.

In diesem Artikel legen die Forscher dar, dass die psychologische Reaktanz, die diesen Widerstand antreibt, ein vorübergehendes Phänomen ist, das sich auflöst, sobald systemische Maßnahmen umgesetzt sind. Anhand von sekundären Umfragedaten (N = 49.674) und experimentellen Daten (sechs Studien; N = 4.629; alle vorab registriert) dokumentieren sie, dass die psychologische Reaktanz gegenüber Maßnahmen auf Systemebene größer ist, wenn diese geplant sind (ex ante-Implementierung), als wenn sie bereits umgesetzt sind (ex post-Implementierung).

Die Forscher zeigen außerdem, dass dieser Effekt in verschiedenen Interventionskontexten beobachtet werden kann, und geben Einblicke in die zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen. Konkret konzentrieren sich die Menschen vor der Umsetzung einer systemischen Maßnahme stärker auf die durch den Übergang verursachten persönlichen Verluste als auf die potenziellen gesellschaftlichen Gewinne. In Übereinstimmung mit dieser Perspektive zeigen die Forscher, dass der Rückgang der Reaktanz gegenüber systemischen Maßnahmen nach ihrer Umsetzung durch die Salienz der persönlichen Verluste vermittelt und moderiert wird und dass die anfängliche Reaktanz gegenüber solchen Maßnahmen durch die Salienz der gesellschaftlichen Gewinne gemildert wird.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die negativen Reaktionen der Öffentlichkeit auf systemische Maßnahmen vorübergehender sind als bisher angenommen und können politischen Entscheidungsträger*innen dabei helfen, wirksame Maßnahmen zu konzipieren.

Quelle: PNAS

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