Hausfassaden in Bergen, Norwegen

Während Norwegen gesundheitspolitisch als Vorreiter im Ausland punktet, fällt seine Alkoholpolitik im Inland eher mau aus, wie zwei Meldungen dieser Woche zeigen:

  • Norwegen verstärkt die Unterstützung im Kampf gegen nicht übertragbare Krankheiten (NCDs)
  • Neue Alkoholstrategie enthält enttäuschend wenige Maßnahmen

Norwegen verstärkt die Unterstützung im Kampf gegen nicht übertragbare Krankheiten (NCDs)

Norwegen hat einen Zweijahresvertrag mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über einen Betrag von 220 Millionen Norwegischen Kronen (NOK) (21,7 Millionen Euro) unterzeichnet, um Aktivitäten zu unterstützen, die darauf abzielen, die Sterblichkeit und Morbidität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Atemwegserkrankungen und psychische Erkrankungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu reduzieren.

Die WHO-Sonderinitiative für psychische Gesundheit gehört zu den Maßnahmen, die gefördert werden. Sie umfasst Bangladesch, Jordanien, Paraguay, die Philippinen, die Ukraine und Zimbabwe. Nepal wird als siebtes Land der Sonderinitiative hinzukommen.

Die Flaggschiff-Initiative umfasst die Entwicklung gerechter Versorgungswege für nicht übertragbare Krankheiten (NCD) in Äthiopien, Ghana, Myanmar und Nepal sowie Aktivitäten zur Reduzierung von NCD-Risikofaktoren, die Tabak, Alkohol, Luftverschmutzung, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel umfassen. Die Flaggschiff-Initiative unterstützt die Safer-Initiative der WHO zur Alkoholkontrolle sowie die Arbeit an Gesundheitssteuern auf Tabak, Alkohol und Zucker.

»Norwegen ist das erste Geberland der Welt mit einer internationalen Entwicklungsstrategie zu NCDs und psychischer Gesundheit. Ich hoffe, dass Norwegen mit dieser Strategie eine führende Rolle bei der Ausweitung der Arbeit zu NCDs in der internationalen Gesundheits- und Entwicklungspolitik sowie bei der Sicherstellung praktischer Maßnahmen in einkommensschwachen Ländern spielen kann,« erklärte Dag-Inge Ulstein, norwegischer Minister für internationale Entwicklung.

Er fügte hinzu, dass die WHO eine führende und koordinierende Rolle bei der Förderung und Überwachung globaler Maßnahmen gegen nicht übertragbare Krankheiten einnimmt. »Mit dieser Flaggschiff-Initiative wollen wir die Arbeit der WHO in diesem Bereich stärken und weiterhin ein zuverlässiger und starker Unterstützer der WHO sein.«

Actis: Neue Alkoholstrategie enthält enttäuschend wenige Maßnahmen

Actis-Logo

Actis, ein Zusammenschluss norwegischer Verbände, die die Schäden von Alkohol, Drogen und Glücksspiel reduzieren wollen, hat schon lange eine ganzheitliche Betrachtung der Alkoholpolitik gefordert. Nun ist die Strategie endlich da, »aber wir sind enttäuscht vom Inhalt,« schreibt Actis auf seiner Website actis.no.

Am 11. März wurde endlich die nationale Alkoholstrategie von der Regierung vorgestellt. Darin wird das Ziel der Regierung verfolgt, den schädlichen Alkoholkonsum bis 2025 um 10 Prozent zu reduzieren.

»Die Strategie ist zu schwach. Sie enthält viele Studien, Prozesse und Ermutigungen, aber keine konkreten Maßnahmen, die dazu beitragen, das Ziel der Verbrauchsreduzierung zu erreichen. Das ist enttäuschend. Wir hatten mehr von der Christlichen Volkspartei (KrF) in der Regierung erwartet«, kommentiert die Generalsekretärin von Actis, Pernille Huseby.

Bei der Beratung der Strategie sprach sich Actis unter anderem für eine Anpassung der Alkoholsteuer an die Lohn- und Preisentwicklung, eine Reduzierung der nationalen Höchstausschankzeit auf 02.00 Uhr sowie einen besseren Schutz des staatlichen Alkoholmonopols »Vinmonopolet« aus.

In der Strategie schreibt die Regierung, dass sie »die Hauptlinien der Alkoholpolitik fortsetzen« wird. Darüber hinaus wird sie »vorschlagen, Anforderungen für die Warnkennzeichnung auf alkoholischen Getränken einzuführen« und »einen Prozess starten, um nationale Anforderungen für die Inhaltskennzeichnung vorzuschlagen«. Das norwegische Parlament – Storting – hatte beide Vorschläge schon 2018 verabschiedet.

»Actis hat sich für die Kennzeichnung von Alkohol eingesetzt, und wir waren erfreut, als es vor drei Jahren eine Mehrheit dafür gab. Dass die Regierung nun ›einen Prozess starten‹ wird, um eine Inhaltskennzeichnung vorzuschlagen, ist eine Aushöhlung der Storting-Entscheidung«, so Huseby.

Die Strategie enthält auch einige gute Punkte, insbesondere zur Behandlung, darunter:

  • Erweiterung des Wissens von Hausärzten über Alkoholprobleme und die Bedeutung der Erkennung solcher Probleme und der Entwicklung von Instrumenten für den Umgang mit ihnen;
  • Sicherstellung ständiger lokaler Dienste innerhalb der psychiatrischen Versorgung und spezieller Behandlungsdienste in allen Gefängnissen;
  • Jugendliche, die wegen einer Alkoholvergiftung oder anderen Vergiftungen in einem Krankenhaus oder einer Notaufnahme behandelt wurden, word eine Beratung und weitere Betreuung durch qualifiziertes Personal angeboten;
  • Alle Kinder, unabhängig von der sozialen und finanziellen Situation ihrer Eltern, sollen die Möglichkeit erhalten, regelmäßig an mindestens einer organisierten Freizeitaktivität mit anderen teilzunehmen.